In seiner Fülle

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

In seiner Fülle ruhet der Herbsttag nun,
Geläutert ist die Traub und der Hain ist rot
Vom Obst, wenn schon der holden Blüten
Manche der Erde zum Danke fielen.

Und rings im Felde, wo ich den Pfad hinaus,
Den stillen, wandle, ist den Zufriedenen
Ihr Gut gereift und viel der frohen
Mühe gewähret der Reichtum ihnen.

Vom Himmel blicket zu den Geschäftigen
Durch ihre Bäume milde das Licht herab,
Die Freude teilend, denn es wuchs durch
Hände der Menschen allein die Frucht nicht.

(…)

 

Friedrich Hölderlin (1770-1843) deutscher Dichter
Anfangsstrophen aus seinem Langgedicht „Mein Eigentum“

 

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18 Antworten auf In seiner Fülle

  1. merlin sagt:

    erntezeit!
    schöne zeilen v.a. die letzte ist so typisch hölderlin.
    sie erinnert mich an den schluss des gedichtes ‚menschenbeifall‘.
    ich mag das feine und gleichzeitig kräftige seiner verse.
    deine bilder laden ein, dem herbst in die augen zu schauen 🙂
    herzliche grüsse zu dir 🙂

    • quersatzein sagt:

      Auch ich lasse mich von Hölderlin immer wieder betören.
      Danke für deine schönen Anmerkungen, Merlin, die ich auch stets sehr mag und überaus schätze!
      Herzlichen Gruss in deinen Tag.

  2. andrea sagt:

    Puuu, da ist mir der Idealismus dann doch zu heftig. ZB die „frohe Mühe“ – angesichts der Landarbeit .. wenn ich da dann auch noch an die damalige Zeit und ihre Realität denke, und zuletzt der liebe Gott, wohl ebenso zufrieden mit der Zuständen … Mir kommt umgehend Heine ins Gedächtnis „“Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten“ – Alte Texte sind für mich ja oft auch überraschend aktuell, bzw. kann ich sie auch immer noch als schön empfinden – hier ist das nicht so.
    Ganz anders deine Fotos! 🙂 Herbstlicht, Herbstfarben, Herbstüppigkeit … schön!
    Liebe Grüße, Andrea

    • quersatzein sagt:

      Nun, da sind wir wohl etwas verschieden in der Beurteilung dieses Poems.
      Mir sagt die Sprache, die Melodie und die Innigkeit der Hölderlin’schen Lyrik sehr zu. (Ich bade richtig in seinen Versen – die heutzutage natürlich undenkbar wären. :–) ) Und dass es dazumal üblich war, mit einem gewissen Pathos zu schreiben, stört mich nicht im Geringsten. Es gefällt mir auch, dass er nicht explizit von Gott spricht, sondern vom milden Himmelslicht, was für mich einen wohltuenden Unterscheid macht.
      Aber du darfst gerne bei deiner Einschätzung bleiben, Andrea, das ist ja das Interessante an einer solchen Diskussion. :–)
      Lieben Dank und Gruss zu dir.

  3. Edith Hornauer sagt:

    Hölderlin, ein guter Beobachter.
    Mein Opa war Bauer, was hatte er oft für Mühe, alle Felder zu bestellen, das Vieh sich glücklich fühlen zu lassen. Er betete auch dafür. Mit eigenem Stalldung die Felder gedüngt, da war noch kein Gift drauf. Und wenig Klage hörte ich von ihm – mit heute nicht vergleichbar. Aber es sind andere Zeiten – bessere dahingehend? Ich weiß nicht. Anders auf jeden Fall.
    Deine Fotos zeigen die diesjährige Fülle sehr gut.
    Liebe Grüße
    Edith

    • quersatzein sagt:

      Du sagst es, Edith: Es waren andere Zeiten und andere Lebensverhältnisse.
      Und über manches dachte man auch ganz anders als heute.
      Schön, wie du über deinen Opa schreibst.
      Freuen wir uns über die herbstliche Fülle und die Natur – dort, wo sie diesen Namen noch verdient.
      Einen lieben Gruss zu dir.

  4. mona lisa sagt:

    Dankbarkeit und Freude über die Fülle,
    die konnte ich gestern auf dem Markt ausleben,
    zumal meine Lieblingsäpfel jetzt wieder zu kaufen sind.
    Herzliche Morgengrüße

  5. quersatzein sagt:

    Wunderbar. Ja, auch der Herbst bietet uns so viel Schönes und Gutes, das uns freut und darüber hinweg tröstet, dass die Tage schon wieder merklich kühler und kürzer werden. :–)
    Fein, dass du auf dem Markt deine Lieblingsäpfel kaufen konntest.
    (Ich mochte früher am liebsten die „Gravensteiner“, die ich leider in den Geschäften nicht mehr antreffe.)
    Herzlichen Retourgruss zu dir.

  6. Sylvia sagt:

    wenn ich das alles seh und lese: herbsthunger krieg ich, hab ich!
    lieber gruß
    Sylvia

  7. quersatzein sagt:

    Das ist schön, Sylvia, mir geht es ähnlich.
    Einen lieben Gruss zu dir.

  8. Gerhard sagt:

    Frohe Mühe muss es schon sein,
    Ein Zufriedener und Geschäftiger
    muss man auch sein,
    sonst gibt es nichts.
    Das Licht allerdings ist gespendet,
    Das gibt es unsonst.

    Liebe Grüße Gerhard

  9. Hausfrau Hanna sagt:

    Hölderlin,
    liebe Frau Quersatzein,
    findet die Worte und drückt das aus, wie ich diese Jahreszeit erlebe.
    Mir kommen nur diese banalen Worte in den Sinn:
    Ich liebe den Herbst und seine Fülle!
    Mit lieben Grüssen in den heutigen Tag
    Hausfrau Hanna

  10. roswitha sagt:

    deshalb gibt es erntedankfest, ich glaube, in irgendeiner form in allen kulturen. wir tun gut daran zu denken, dass wir nicht machen können, was wir ernten. lieben gruß, roswitha

  11. quersatzein sagt:

    Das sehe und empfinde ich auch so, Roswitha.
    Noch gibt es Dinge, die der Mensch nicht beherrschen kann, und das ist richtig so.
    Dankbarkeit für alles, was geerntet werden kann, steht uns darum gut an.
    Einen freudigen Gruss zu dir.

  12. Sonja sagt:

    Herbst und Hölderlin bringen mich in passende Stimmung!
    Grüße von Sonja

  13. quersatzein sagt:

    Das ist schön.
    Einen lieben Abendgruss zu dir.

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