Sonnett

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Bei gutem Wetter bin ich liberal,
Bei schlechtem ist die Landschaft meistens kahl,
Der Berg ist höher als das tiefste Tal.
Was wär’ die Menschheit ohne Ideal?!

Die Ideale sind des Lebens Brot,
Denn ohne Ideale ist man tot.
Der Reim befreit den Dichter aus der Not,
Wenn er ein Reimemacher ist aus echtem Schrot.

Dann legt er morgens schon im frühen Bette
die klangvoll lyrisch herrlichen Sonnette,
Die reimen von der Menschheit hohen Taten

Und stehen schon beim ersten Frühstück Paten.
Was wär die Menschheit ohne Ideale,
Ihr bliebe statt des Reims die hohle Schale.

 

 

Kurt Schwitters (1887-1948) deutscher Künstler, Maler und Dichter (Dadaist)
Sein „Sonnett“ stammt aus den 1930er Jahren.

P.S. Weshalb er Sonett mit zwei n schrieb, ist mir nicht bekannt.

 

 

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16 Antworten auf Sonnett

  1. merlin sagt:

    🙂 das „sonnett“ enthält viel kabarettistisches und augenzwinkern.
    ein flotter einstieg in den tag 🙂

    beginnt der tag noch leicht labil
    bringt die dichterin den bleistift mit ins spiel
    noch zaghaft und leicht matt
    bringt sie ein paar zeilen auf das blatt
    jetzt ist der tag gerettet
    und sie fühlt sich beim kaffee gebettet…

    einen frohen morgengruss und einen beschwingten tag zu dir 🙂

  2. Quer sagt:

    Hach, ist das goldig, lieber Merlin!
    Hab Dank für die kabarettistische Antwort auf Schwitters.
    Er hätte sicher, wie ich, seine helle Freude daran.

    Ja, die Dichterin beginnt den Tag
    mit Ritualen, die sie mag.
    Und sind die ersten Verse auf dem Blatt,
    findet der Tag erst richtig statt.
    Sie schlürft Kaffee und wischt den Mund:
    Wie ist das Leben gut und rund!

    Einen fröhlichen und beschwingten Morgengruss zurück zu dir. :–)

  3. mona lisa sagt:

    Jetzt ist auch mein Leben gut und rund – weil ich teilhaben konnte.
    Man muss auch nicht immer alles selbst machen 😉
    Sende herzliche Schmunzelgrüße in den neuen Morgen.

  4. Britta sagt:

    Ja, da lob ich mir die Dichter und Poetinnen – eine hohle Schale wäre wahrlich keine Alternative. Heute lassen sich die Reime sogar an der Sonne lesen…:-)
    Heitere Grüsse Britta

  5. Quer sagt:

    Sonne? Wie schön, Britta!
    Hier hat sie noch den Nebelschleier vor dem Gesicht.
    Geniess den Tag ohne hohle Schale!
    Und sei lieb gegrüsst!

  6. nömix sagt:

    Indessen macht von Fall zu Falle
    manch Mensch zum wiederholten Male
    sich keinen Reim auf Ideale,
    und Prosa bleibt ihm nur, banale.

  7. Quer sagt:

    Das stimmt: Oft fehlt die Fantasie
    für Reime und für Poesie.
    Man kann aufs Ideal verzichten
    und also auch aufs Versedichten.
    🙂

  8. PepeB sagt:

    Manche Ideale müssen sich hart an der sogenannten Realität reiben …
    Soll wohl so sein.
    Und: Ich könnte mir vorstellen, das Schwitters Sonnett mit zwei n schreibt, weil es im Englischen ja sonnet heißt – so ist es Deutschenglisch in einem …???
    Liebe Grüße
    Petra

  9. Quer sagt:

    Ja, das soll wohl so sein. :–)
    Und das mit der Schreibung von Son(n)ett leuchtet mir auch ein.
    Danke für diese plausible Erklärung.
    Dir einen schönen Tag, Petra, und lieben Gruss.

  10. Gerhard sagt:

    Hohe Taten der Menschheit gab und gibt es, aber sie fallen nicht sehr ins Gewicht. Was schade ist.
    Sie könnte es richten wenn sie das positive verstärken könnte.

    Liebe Grüße Gerhard

  11. Quer sagt:

    Auch ich finde, das Positive sollte viel mehr verstärkt und kommuniziert werden.

    Lieben Dank und Gruss zu dir, Gerhard.

  12. Sonja sagt:

    Läge ich nur frühmorgens wach im Bette und überlegte mir Sonette…
    Vielleicht mal einen Versuch wagen!
    Grüße von Sonja

  13. Quer sagt:

    Es käme tatsächlich auf einen Versuch an.
    Dir würde ich das jederzeit zutrauen. :–)
    Grüss dich, Sonja!

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