Foto Brigitte Fuchs
Es gehört zu den Schwächen des Menschen, immer von Wünschen umringt zu sein; und es gehört zu den alltäglichen Täuschungen, die Stunden der Vergangenheit und der Zukunft immer reizender zu finden als die Gegenwart.
Heinrich Zschokke (1717-1848) deutscher Schriftsteller und Pädagoge, der in Aarau lebte
Zitat gefunden auf einem Abreisskalenderblatt
treffend formuliert!
versuchen wir es also immer wieder…
mir scheint, zschokke wird allgemein etwas unterschätzt.
mit hans dampf in allen gassen, hat er eine archetypische figur geschaffen.
einen frohen morgengruss zu dir.
Genau, es lohnt sich.
Und du sagst es, Merlin, Zschokke dürfte gern etwas mehr Aufmerksamkeit erfahren.
Sei auch frohgemut gegrüsst!
das foto (ich möchte lieber: ‚bild‘ sagen) passt in seiner schlichtheit perfekt zu der kleinen lebensweisheit. ich vermute nämlich, dass es oftmals gerade die schlichtheit, das unspektakuläre der gegenwart ist, weswegen wir vergangenheit und zukunft bevorzugen. andererseits kommt mir das bild so vor, als ob ein ausschnitt gewählt worden ist, der sowas wie einen „liturgischen raum“ konstituiert und damit auch aufs das zitat verweist. ich denke nämlich, dass dieses sich-einbetten in einer herkunft und in eine zukunft und letztlich in eine „metaphyische konstanz“ etwas zutiefst menschliches ist – weswegen wir das hinter uns und das vor uns liegende so gern in die gegenwart hereinziehen wollen.
so halte ich das also weniger für eine schwäche als für etwas charakteristisches, wenn wir bemüht sind, uns in den gang der zeit einzubetten. wobei ich die sache mit den wünschen in meinen überlegungen ausgeklammert habe. seine wünsche immer dorthin zu verlegen, wo man grad keinen zugriff hat, das ist in der tat ebenso beliebt wie eine schwäche. 😉
liebe grüße, andrea
Danke für die schönen Ausführungen, Andrea. Sie sind – wie immer – interessant und gehaltvoll.
Schönen Gruss zu dir.
Ach, ich weiß ja nicht … ich mache solche strengen Trennungen gar nicht, bei mir geht alles ineinander, Wünsche, gestern, heute, morgen …
Und wie interessant, merlin: das mit dem Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Wieder was gelernt am frühen Morgen.
Liebe Grüße von Eva
Das ist vielleicht die beste Lösung, Eva.
Es ist doch schön, wenn alle Zeitebenen ineinader fliessen und sich gegenseitig inspirieren.
Lieben Dank und Gruss zu dir.
Und auf diese Art und Weise besteht die Gefahr,
das eigene, eigentliche Leben zu verpassen.
Wünsche dir viele angenehme Jetzt-Momente.
Liebe Grüße
Ja, die Gegenwart sollten wir bewusst wahrnehmen, um uns richtig lebendig zu fühlen.
Lieben Gruss zu dir.
Manchmal stelle ich mir das Zeitgewebe wie ein Strickmuster vor:
Wir nehmen eine Masche aus der Vergangenheit auf, ziehen sie durch das Tor der Gegenwart, mit allem, was in ihr gerade präsent ist, und stricken daraus unsere Zukunft.
Finde das so ganz praktikabel
Petra
🙂 gefällt mir, obwohl ich nicht stricken kann….
das ist ein bestrickender vergleich! gefällt mir sehr!
Die Idee ist bestechend, Petra.
Stricken wir uns die Zukunft! :–)
Sei lieb gegrüsst!
Dem hier und jetzt die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, ist in der Tat nicht immer einfach. Dem Eichelhäher auf dem Header-Bild scheint es leicht zu fallen. ( ein wunderbares Foto übrigens!)
Hab einen schönen Tag
Britta
Das haben uns die Tiere voraus, Britta: Sie sind völlig eins mit der Gegenwart.
Danke fürs Lob und auch dir einen schönen, wenn auch nicht ganz heiteren Tag!
Lieben Gruss.
Meine Schwäche ist wohl, dass das von Wünschen umringt zu sein, zwischendrin Ruhe gibt, nichts als in Ruhe gelassen werden wünsche ich mir zuweilen. Ich will es auch nicht als Schwäche sehen, habe lediglich auf diese Zschokke-Sätze reagiert…
Und ein wenig deine bunt gewürfelte Kommentatorengesellschaft betrachtet, sehr schön.
Gruß von Sonja
Genau: Eine Weile wunschlos sein, das ist auch Glück.
So wie das Buntgewürfelte in den Kommentaren… :–)
Lieben Mittagsgruss zu dir.
mal gelingts, mal wieder nicht…
im jetzt zu sein ist manchmal schwer und
manchmal leicht. aber eins weiss ich gewiss:
grübeln über gestern und morgen bringt nix,
da guck ich lieber heute dem eichelhäher zu!
lieber gruß
Sylvia
So sehe ich das auch, Sylvia.
Ich denke, es muss auch nicht immer gelingen.
Doch wenn, dann ist es Genuss.
Ebenfalls lieben Gruss.
Da ist etwas Wahres dran, wobei es manchmal auch sinnvoll ist, der Gegenwart kurz zu entfliehen (das geht mir gerade so).
Verlieren wir die Bodenhaftung und den Sinn für die Realität nicht.
Liebe Grüße aus dem Heute,
Anna-Lena
Auch das ist manchmal nötig, Anna-Lena.
Herzliche und zustimmende Grüsse.
Ein schönes Bild, das mir in seiner Schlichtheit sehr gefällt, liebe Brigitte.
Aber ich weiß nicht recht, wieso sollte man die Zukunft denn reizender finden als die Gegenwart?
Wenn ich sie mir vorstelle, schrecke ich erst mal zurück.
Was könnte sie denn bringen? Die letzten Jahre bis zum Ende meines Erdenlebens? Reizend fände ich es, könnte sie mich ein ganz klein wenig verjüngen 🙂
Liebe Grüße von Bruni
Danke, Bruni.
Vielleicht war zu Zeiten von Heinrich Zschokke die Zukunft wirklich etwas Verheissungsvolles. Wir sind, zumindest nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine, ziemlich ernüchtert, was das Künftige betrifft.
Und mit zunehmendem Alter wirkt das, was kommt, natürlich auch nicht mehr so rosig wie früher… :–)
Vielleicht sind das gute Gründe, die Gegenwart dankbar zu geniessen.
Einen lieben Abendgruss zu dir.
Das ist m e. nicht ganz richtig.
Bestimmte Aspekte bekommen mit der Zeit ein anderes Gewicht.
Und kaum jemand würde eine Zweisamkeit anstreben ohne verklärende Sicht des anderen.
Gruß
Gerhard
Stimmt schon, Gerhard. Je nach Sichtweise oder Situation sieht die Sache etwas anders aus.
Einen lieben Morgengruss.