Advent mit Tucholsky

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

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Die diskreditierte Literatur

Das deutsche Lesepublikum scheint mit einem großen Wurstkessel verglichen werden zu dürfen. Oben stehen die Köche – das sind die Herren Verleger – und schütten und schütten Würste hinein. Wie lange noch, und der Kessel ist voll.

Wie soll das werden? Früher, das war eine schöne Zeit. Gewiß, die Bücher waren nicht so billig wie heute, und auch die Drucktechnik ließ noch zu wünschen übrig. Aber wie liebte man so ein schmales Bändchen, wie kannte man jeden Buchstaben auf dem Einband, wie zärtlich streichelte man das oft gelesene Buch! Heute hat sich der Druck verbessert, die Ausstattung ist fast durchweg gut – aber die Bücher sind wohlfeil geworden und die Liebe zu ihnen auch.

(…)

Kurt Tucholsky

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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20 Antworten auf Advent mit Tucholsky

  1. merlin sagt:

    das hat schon etwas.
    papier ist ja bekanntlich geduldig.
    jedes jahr erscheinen laut unesco 1.8 mio. bücher, das ca. 4900 pro tag.
    sich in der fülle zurechtzufinden ist nicht einfach.
    packen wir es an 😉
    einen herzlichen sonntagsgruss zu dir.
    (heute geht es vor weihnachten nochmals in die berge 🙂 )

    • Quer sagt:

      Ja, die Flut an Neuerscheinungen ist immens und stimmt mich manchmal melancholisch.
      Auch frage ich mich, ob wirklich jeder Gedanke, jede Befindlichkeit und jede Biografie in Buchform erscheinen muss.
      Das Verlags- und Druckswesen ist (viel drastischer als zu Tucholskys Zeiten) geradezu inflationär geworden: schade!
      Euch wünsche ich einen schönen, winterlichen und sonnigen Bergaufenthalt.
      Herzlichen Gruss.

  2. Andrea sagt:

    … diese klagen könnte man 1:1 auch für heute führen! oder doch nicht?

    weil heute ja mehrheitlich ja eh nur koch- und ratgeberbücher gekauft werden. und biografien (von ghostwritern geschrieben) irgendwelcher bekannter leute. und weil es den trend zum „schönen“, zum gut und teuer gemachten buch ja auch gibt. neben den bücherwühltischen. und second-hand-bücherkisten. und weil es immer mehr das virtuelle lesen gibt, und einen vollkommen unsinnlichen bildschirm statt knisternder, nach papier riechender buchseiten.

    es gibt heute viel nebeneinander. wobei das verlagswesen tatsächlich vollkommen durchkommerzialisiert ist. und was mir freunde berichten: das hat sich wohl tatsächlich in den letzten 20 jahren radikalisiert. also das marktwirtschaftliche denken und der verlust von ideen, vorstellungen, visionen von literatur, für die das marktwirtschaftliche eigentlich ja nur das vehikel sein sollte.

    liebe grüße zum 4. advent! andrea

  3. Quer sagt:

    Mir stösst vor allem die ungebremste und unkritische Drucklegung der meisten heutigen Veröffentlichungen, wie du sie im zweiten Absatz beschreibst, sauer auf. Quantität geht schon längst über Qualität.
    Und gute Bücher müssen wie Nadeln im grossen, billig produzierten Papierhaufen gesucht und gefunden werden. :–)
    Na ja, wir sind halt eine Konsumgesellschaft, auch was Bücher betrifft.

    Lieben Dank, Andrea, und schöne Grüsse zurück zu dir.

  4. mona lisa sagt:

    Ich kann die Fülle meist noch genießen – meist jedenfalls
    und versuche gelesene Bücher weiterzugeben, zu verleihen und anschließend ins Sozialkaufhaus zu geben. So haben dann mehr Menschen etwas davon.
    Liebe Grüße aus dem winterlich kalten Speckhorn.

  5. Quer sagt:

    So mache ich das ebenfalls, Mona Lisa.
    Brockenstuben und öffentliche Bücherkästen sind dabei sehr willkommen.
    Winterliche Grüsse aus eisiger Umgebung auch von hier.

  6. Gerhard sagt:

    Billig sind die Bücher wohl geworden. Zumindest die meisten. Die Liebe zu den Büchern ist aber ungebrochen, da gebe ich Tucholsky nicht recht. Aber vielleicht meinte er den Schund, der manchmal angeboten wird. Schund aber kaufe ich nicht und wenn doch mal ein Unlesbares dabei ist, wird es einfach gleich ausssortiert. Viel Schaden ist ja nicht damit entstanden. Nur die verbrachte Zeit.

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  7. Quer sagt:

    Er meinte sicher nicht alle Bücher, sondern vor allem die entbehrlichen oder gar überflüssigen. :–)
    Ja, die Liebe zur guten und wertvollen Literatur dürfen wir uns nicht verderben lassen.
    In diesem Sinne liebe Grüsse zu dir.

  8. Britta sagt:

    Noch immer stöbere ich gerne in Buchhandlungen, schwups ist ne Stunde um. Aber ja, der Wert und die Wertschätzung eines Buches haben in unserer Zeit des Konsums und Überflusses abgenommen. Die Vielfalt ermöglicht einem aber auch die Wahl. Und solange ich die habe, ist es für mich erträglich.(Und stellt sich mal ein Buch als nicht so lesenswert heraus, so lässt sich daraus so einiges basteln, auch dazu gibt es Bücher;-))
    Heitere Grüsse Britta

  9. Quer sagt:

    Du hast recht, Britta. Wir haben die Wahl und können aus dem grossen Bücherberg die „Rosinen“ herauspicken. :–)
    Und zum Basteln verwende ich das minderwertige Material auch gelegentlich.
    Einen heiteren Gruss zurück zu dir.

  10. Wolfgang+Nießen sagt:

    Liebe Brigitte,
    den Worten möchte ich mich anschließen, wenn es auch noch sehr schöne neue Bücher gibt, so sind mir die alten oftmals lieber, eben weil man ihnen noch die Liebe ansieht und nicht so sehr den Kommerz.
    Ich wünsche Dir einen schönen vierten Advent.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    • Quer sagt:

      So geht es mir in der Regel auch, Wolfgang.
      Man spürt, wenn ein solches Produkt noch mit Leidenschaft und Liebe zum Wort entsteht oder entstanden ist.

      Einen lieben Abendgruss zu dir.

  11. Anna-Lena sagt:

    Wie aktuell Tucholskys Texte heute noch sind, staune ich immer wieder.
    Virtuelles Lesen (e-book-reader) kommt für mich ebenso wenig in Frage wie Hörbücher, ich brauche meine Bücher mit Eselsohren, oft auch mit Randnotizen und Kaffeeflecken.
    Ich bemühe mich auch, gebrauchte Bücher zu kaufen und dann nachhaltig weiterzugeben und das Balsteln mit alten Geschichtsbüchern ist mir in diesem Advent auch gelungen :mrgreen: .
    Eine schöne Weihnachtswoche für dich, liebe Brigitte,
    Anna-Lena

    • Quer sagt:

      Das erstaunt mich auch immer wieder, Anna Lena.
      Und mit den Büchern und dem Lesen halte ich es wie du:
      Ich mag den haptischen Kontakt, der nur bei einem gedruckten und gebundenen Werk möglich ist. (Allein schon das Umblättern würde mir fehlen…)
      Danke und auch dir eine schöne und freudige Weichnachtswoche!

  12. Sonja sagt:

    Gar sehr liebe ich so manch schmales Bändchen von Storm, Stifter, Carossa, Hesse oder so…
    Liebe Grüße
    Sonja

  13. Hausfrau Hanna sagt:

    „Papier ist geduldig“,
    liebe Frau Q.,
    „und nimmt alles an!“ war ein Spruch damals.
    Ja, auch mir, die ich Bücher liebe, fällt dieses Übermass an Lesestoff (!) auf –
    manches davon wäre und ist unnötig.
    Die vielen Ratgeberbücher etwa..

    Einen lieben Gruss in den Abend des 4.Advent
    Hausfrau Hanna

  14. Quer sagt:

    Ja, so hiess es bei uns auch.
    Und bei den Verleger- und VerfasserInnen sollte das Motto sein: Weniger ist mehr.

    Danke für Ihre Zeilen, liebe Hausfrau Hanna.
    Und ebenfalls herzliche Adventsabendgrüsse.

  15. roswitha sagt:

    unsere buchhändlerin meinte, es kündige sich eine veränderung an. bücher werden teurer, unter anderem wg. papiermangel durch die viele pakete, die überall bestellt werden, ebenso sind druck und transport teurer geworden. es wird mich nie vom kauf abhalten, und ich freue mich, wenn ich gute bücher verleihen kann. wenn sie dann bei uns durch sund, gebe ich die meisten in den weltladen, dort gibt es sie dann für kleines geld. vor e- books graust mir.
    herzlichen gruß für die letzte adventswoche, liebe brigitte, roswitha

  16. Quer sagt:

    Na ja, es wird eben alles teurer.
    Und wenn die Teuerung ein paar nutzlose Publikationen verhindert, umso besser. :–)
    Mit dem Lesen und Weitergeben halte ich es auch so.
    Danke, Roswitha, und auch dir eine schöne Vorweihnachtswoche!

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