Adventskalenderfenster X

Foto Brigitte Fuchs

 

 

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Wer doch einmal die Geschichte des Fensters schrieb – dieses wunderlichen Rahmens unseres häuslichen Daseins, vielleicht sein eigentliches Mass, ein Fenster voll, immer wieder ein vollgeschöpftes Fenster, mehr haben wir nicht von der Welt; und wie bestimmt die Form unseres jeweiligen Fensters die Art unseres Gemüts: das Fenster des Gefangenen, die croiseé eines Palastes, die Schiffsluke, die Mansarde, die Fensterrose der Kathedrale –: sind das nicht ebensoviel Hoffnungen, Aussichten, Erhebungen und Zukünfte unseres Wesens?

 

 

Rainer Maria Rilke (1875-1926) österreichischer Lyriker deutscher und französischer Sprache
Aus „Briefe an Nanny Wunderly-Volkart“ (1919-1926)

 

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30 Antworten auf Adventskalenderfenster X

  1. Andrea sagt:

    das ist wohl bedenkenswert: wie der umriss und die beschaffenheit unseres fensters in die welt unsere weltsicht bestimmen.
    die hohen gotischen fenster mit ihrer, dem himmel entgegen strebender Form zeugen für mich irgendwie von erhabenheit oder zumindest von der idee einer erhabenheit (seinerzeit: gott).

    liebe grüße aus dem niederungen der täler :)))
    andrea

  2. Quer sagt:

    Das stimmt schon, Andrea, die Art der Fenster bestimmt auch ein wenig unser Sehen. Danke für deine interessanten Ausführungen.

    Lieben Gruss in den 2. Adventssonntag.

  3. PepeB sagt:

    Meine liebsten Fenster in die Welt sind Bücher, immer wieder andere Aus- und Ansichten. Gartenfenster mag ich auch, und Katzenfenster und …
    Einen schönen zweiten Advent
    Petra

  4. Quer sagt:

    Oh ja, Bücher sind eine schöne Art, in die Welt zu schauen.
    Und eigentlich sind ja bereits unsere Augen die entscheidenden Fenster …
    Danke, Petra, dir auch einen schönen 2. Adventssonntag!

  5. merlin sagt:

    schöne gedanken von rilke.
    räume ohne fenster mag ich nicht.
    fenster ermöglichen die kontaktaufnahme zur aussenwelt.
    dein gedanke wegen den augen erinnert mich an g.keller, der im ‚abendlied‘ schrieb: augen, meine lieben fensterlein…
    einen stimmigen 2.adventsonntag dir/euch und glg.

  6. Quer sagt:

    Einen Raum ohne Fenster finde ich furchtbar. Da helfen auch künstliche Lichter kaum.
    Und ja klar hatte ich auch diese Zeile von Gottfried Keller im Hinterkopf, als ich das mit den Augen schrieb. :–)
    Dir/euch heute viel Augenschmaus und Erholung nach der Reise in den „Osten“!
    Ruhe und Beschaulichkeit sind auch bei uns auf der Tagesordnung.
    Einen lieben Gruss.

  7. piri sagt:

    Fenster zur Welt nützen alleine nichts, es muss auch Türen geben durch die man in die Welt hinaus schreiten kann!

    Liebe Brigitte, deine Fotos sind wunderbar – auch das heutige – und der Stern möge uns allen den Weg weisen. Liebe Grüße, piri

  8. Quer sagt:

    Das ist klug gedacht von dir, Piri.
    Stimmt: Man muss auch hinaus gehen können. Schauen bringt uns nicht wirklich weit … :–)

    Lieben Dank dir und beste Wünsche und Grüsse zu euch.

  9. mona lisa sagt:

    Ich liebe große, hohe Fenster, die viel Sicht-Weite ermöglichen,
    dann aber auch die – in der Regel kleineren – kleineren Dachfenster,
    die einen Einblick in das Universum ermöglichen.
    Und – natürlich – auch Bücher als Fenster in diverse andere Universen.
    Hab einen friedvollen 2. Adventssonntag.
    Herzliche Grüße

  10. Sylvia sagt:

    wie fein all deine adventsfenster sind! manche funkeln, leuchten, andere sind geheimnisvoll und dunkel… und der helle stern davor heute – wundervoll!
    lieber gruß zum 2. advent
    Sylvia

  11. Quer sagt:

    Das freut mich, Sylvia.
    Ja, der Fenster sind viele …
    Hab Dank und sei lieb gegrüsst!

  12. Gerhard sagt:

    Ich war mal in einer Ausstellung in Koblenz, da waren die Umrisslinien von Gefängniszellen auf dem Boden zu sehen, jeweils mit dem Ort. Da konnte man sich einfühlen, wie es ist, dort unabsehbare Zeit zubringen zu müssen.
    Liebe Grüße Gerhard

  13. Quer sagt:

    Das muss eine bedrückende Vorstellung sein.

    Lieben Dank und Sonntagsgruss zu dir.

  14. bruni8wortbehagen sagt:

    Mit Worten konnte Rilke wundervoll umgehen…

    Ein feines feierliches Detail einer Kirche in Deiner Nähe, vermute ich, liebe Brigitte.
    Mit herzlichem Adentsgruß von Bruni

  15. Quer sagt:

    Danke, Bruni.
    Und du vermutest natürlich recht: Das Foto machte ich nicht unweit von hier in der Stadtkirche von Aarau.
    Sei auch herzlich-adventlich gegrüsst!

  16. Gundel Wismar sagt:

    Fenster können auch ein Blick in eine neue Zeit sein.
    In einem Buch von 1859 las ich, dass die Verzierungen der Giebelfenster nach und nach angeschafft werden sollen. Was die Leute damals für fortschrittlich hielten, und als ein Blick in eine neue Zeit.
    Die Leute hatten die gleiche Euphorie, und große Pläne, resp. Vorstellungen, wie wir zur Jahrtausendwende. (:
    Einen schönen Adventssonntag wünsche ich dir. 🪟🧱
    Gundel

  17. Quer sagt:

    Bei diesen grossen Prestigebauten (und deren Fenstern) sind ganz sicher auch immer der Zeitgeist und die Visionen der Architekten massgeblich.
    Und wir alle haben ja auch unsere Hoffnungen und Pläne …

    Einen schönen Adventssonntag auch dir, Gundel, und liebe Grüsse.

  18. Hausfrau Hanna sagt:

    Rilkes Worte,
    liebe Frau Quersatzein,
    gefallen mir sehr. Ganz besonders schön ist sein Bild vom Fenster als Rahmen für unser häusliches Dasein.
    Auch ich finde fensterlose Räume schrecklich. Die riesigen Fenster in Neubauten jedoch auch, die ‚lichtdurchflutete Räume‘ versprechen…
    Mit lieben Grüssen in den 2.Advent
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Mir gefallen sie auch sehr, diese Wortr, liebe Hausfrau Hanna.
      Bei den heutigen Fensterfronten sehe ich es mal so, mal so, je nach Gesamteindruck.
      Ihnen ebenfalls einen schönen 2. Advent und herzliche Grüsse.
      Hier grüsst gerade die Sonne durch die Wolken.

  19. Wolfgang+Nießen sagt:

    So habe ich ein Fenster noch nie gesehen, liebe Brigitte,
    danke für diese neue Sichtweise. Rilke fand ich schon immer faszinierend. Nur müsste ich mehr von ihm lesen… Schade, dass ich wohl nie genug Zeit haben werde für all die guten Bücher.
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  20. Quer sagt:

    Mich faszinieren gerade diese Prosaminiaturen von Rilke besonders.
    Was er hier über die Fenster sagt, ist beeindruckend.

    Danke, Wolfgang.
    Auch dir einen schönen Adventssonntag und liebe Grüsse.

  21. Anna-Lena sagt:

    Aus- und Einblicke aus dem Leben und hinein sind wie das Salz in der Suppe.
    Fenster alleine reichen mir auch nicht, Türen sind ebenso wichtig und auch da gibt es eine Vielzahl …
    Trotezdem mag ich deine Komposition aus Text und Bild.

    Einen lieben Gruß in den 2. Advent,
    Anna-Lena

  22. Lo sagt:

    Irgendwann wurde aus einem „Zeitraum“ das „Zeitfenster“.
    Vielleicht kommt uns daher das Gefühl, dass die Zeit so schnell verfliegt?
    Ich wünsche Dir die „Aussicht“ auf einen schönen Adventssonntag, liebe Brigitte.

  23. Quer sagt:

    Ja, vielleicht.
    Die Zeit verfliegt wirklich immer schneller, je älter man wird. :–)
    Lieben Dank, Lo, und auch dir beste Aussichten auf heute Abend und die weiteren Tage.
    Schönen Gruss.

  24. Sonja sagt:

    Fenster, Einblicke und vor allem Ausblicke.
    Rilke schreibt kluge und feine Worte dazu!
    Durch Schiffsluken möchte ich gar nie schauen!
    Gruß von Sonja

  25. Finbar sagt:

    Fein passen der Rilke und dein Foto zusammen 🎅
    Herzliche Adventszeitgrüße vom Lu Finbar

  26. Quer sagt:

    Das freut mich zu lesen, Lu.
    Und die Adventszeitgrüsse erwidere ich gerne und froh.

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