Archiv der Kategorie: Gedichte
Es ist ein Reihen geschlungen

Foto Brigitte Fuchs
Es ist ein Reihen geschlungen,
ein Reihen auf grünem Plan,
und ist ein Lied gesungen,
das hebt mit Sehnen an,
mit Sehnen, also süsse,
dass Weinen sich mit Lachen paart:
Hebt, hebt im Tanz die Füsse
auf lenzeliche Art.
Otto Julius Bierbaum (1865-1910) deutscher Romancier und Dichter
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Die Blumen
Fotos Brigitte Fuchs
Sieh die zarten Blüten keimen
Wie sie aus sich selbst erwachen,
Und wie Kinder aus den Träumen
Dir entgegen lieblich lachen.
Ihre Farbe ist im Spielen
Zugekehrt der goldnen Sonne,
Deren heissen Kuss zu fühlen,
Das ist ihre höchste Wonne:
An den Küssen zu verschmachten,
Zu vergehn in Lieb‘ und Wehmut;
Also stehn die eben lachten
Bald verwelkt in stiller Demut.
Ludwig Tieck (1773-1853) deutscher Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer

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Eine Freude
Fotos Brigitte Fuchs
Eine Freude unter allen
Hab‘ ich stets als wahr erkannt,
Und die Leuchte sie genannt,
Sie bleibt wahr, ob alles trügt,
Unbefleckt von Groll und Neide,
Selig der, dem sie genügt:
Freude an der andern Freude.
Theodor Hell (1775-1856) offiziell Karl Gottfried Theodor Winkler, deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer und Publizist
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Lieben und Hassen
Fotos Brigitte Fuchs
Hassen ist: In’s Herz den Tod
Mit dem Atem ziehen,
Sehn nur halb des Morgens Rot,
Halb der Blumen Blühen!
Lieben ist: Um sich herum
Gottes Welt verschönen,
Leben in Elysium
Unter Freudentönen;
Haben schon den Himmel hier,
Heiter sehn im Trüben!
Liebe Seele, wollen wir
Hassen oder Lieben?
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) deutscher Jurist und Dichter
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Nocturne
Fotos Brigitte Fuchs
Den auf und abklingenden Tönen lauschen
dem spätabendlichen Zirpen der Grillen
dem Sirren der Drähte bei der Kuhweide
Die Blautöne hören oder die grasgrüne Stille
und dann diese Trunkenheit in Schalen füllen
als Grundbass für den folgenden Tag
Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“ Gedichte, edition 8, Zürich 2020
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Epirrhema
Fotos Brigitte Fuchs
Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten:
Nichts ist drinnen, nichts ist draussen;
Denn was innen, das ist aussen.
So ergreifet ohne Säumnis
Heilig öffentlich Geheimnis.
Freuet euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles:
Kein Lebendiges ist ein Eins,
Immer ists ein Vieles.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) deutscher Dichter und Universalgelehrter

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Nach dem Regen
Foto Brigitte Fuchs
Die Vögel zwitschern, die Mücken
tanzen im Sonnenschein.
Tiefgrüne, feuchte Reben,
gucken ins Fenster herein.
Die Tauben girren und kosen,
dort auf dem niederen Dach.
Im Garten jagen spielend,
die Buben den Mädeln nach.
Es knistert in den Büschen,
es zieht durch die helle Luft,
das Klingen fallender Tropfen,
der Sommerregenduft.
Ada Christen (1839-1901) österreichische Dichterin

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Milchweisser Himmel
Foto Brigitte Fuchs
Milchweisser Himmel die
Freunde sind im Schwarzwald
oder auf den ägäischen Inseln
unter dem Vogelhaus flaniert
galant und weltgewandt
der stiefellose Kater
Brigitte Fuchs
Aus „Es tanzt der Stein“ Gedichte, edition 8, Zürich 2014

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Das Leben
Fotos Brigitte Fuchs
Das Leben zeugt Blumen und Bienen. Blumen, das sind die schöpferischen Geister, und Bienen die anderen, die daraus Honig sammeln.
Christian Morgenstern (1871-1914) deutscher Dichter und Schriftsteller
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Zurückgelassen
Foto Brigitte Fuchs
In den Ferien weiss ich nicht,
wie es den Sonnenblumen zu Hause
auf dem Balkon geht.
Auf meinen Anruf sind sie
nicht an den Apparat gegangen.
Ihre Knospen waren vielversprechend.
Ich hoffe, der Hagelzug hat sie verschont.
Sie waren einfach da
aus Vogelfutter,
wild gewachsen,
nicht geplant.
Das imponiert mir.
Viktor Steinhauser *1956, Schweizer Geologe, Lehrer und Schriftsteller
Gefunden in der orte „Poesie Agenda 2025“, mit Erlaubnis des Autors

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