Monatsarchive: Juli 2022

Blühender Garten

 

Mein Garten kam ins Blühen,
Die Rosenzeit ist da,
Weiss falb und gelb, ein Glühen
Wie nie ich eines sah.

 

 

Es stahl ein junger Morgen
Sich in den Garten ein,
Er muss fürwahr verborgen
Ein heimlich Denkmal sein.

 

 

Noch nächtens, tief im Dunkel,
Scheint seine helle Pracht,
Als wie ein Lichtgefunkel
Blühn Rosen in der Nacht.

 

 

William Wolfensberger (1889-1918) Schweizer Pfarrer (in Rheineck/SG), Schriftsteller und Lyriker
In „Lieder aus einer kleinen Stadt“, Schulthess & Cie, Zürich 1918

 

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs: öffentlich zugänglicher Rosengarten „Kollerhuus“ in Tann/LU

 

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Wo kleine Felsen…

Fotos Brigitte Fuchs: Melchsee-Frutt

 

Wo kleine Felsen, kleine Fichten
Gegen freien Himmel stehen,
Könnt ihr kommen, könnt ihr sehen,
Wie wir, trunken von Gedichten,
Kindlich schmale Pfade wandern.
Sind nicht wir vor allen andern
Doch die unberührten Kinder?
Sind es nicht die Knaben minder
Und die Mädchen, jene andern?
Sind sie wahr in ihren Spielen,
Jene andern, jene vielen?

 

 

Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) österreichischer Lyriker, Dramatiker und Erzähler

 

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Im Wald

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Spaziergang im Wald.

Nur für uns leuchten sie, die

fünf Blätter am Ast.

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Limerick 127

Fotos Brigitte Fuchs: Installation gesehen in Bremgarten/AG

 

 

Frau Wendela Roth aus Wildhaus
sah gerne zum Fenster hinaus.
Was draussen geschah,
selbst, was sie nicht sah:
Sie machte Blog-Nachrichten draus.

 

Brigitte Fuchs

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Melchsee-Frutt

 

Hier ist Freude hier ist Lust
Wie ich nie empfunden!

 

 

Hier muss eine Menschenbrust
Ganz und gar gesunden!

 

 

Lass denn, o Herz, der Qual
Froh dich entbinden!
Wirf sie ins tiefste Tal
Gib sie den Winden!

 

 

Mag da drunten jedermann
Seine Grillen haben:

 

 

Wer sich hier nicht freuen kann
Lasse sich begraben.

 

 

Lass denn, o Herz, der Qual
Froh dich entbinden!
Wirf sie ins tiefste Tal!
Gib sie den Winden!

 

 

Eduard Mörike (1804-1875) deutscher Dichter
Gedicht mit dem Titel „Auf der Teck“

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs

 

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Farbiger Sommertag (ein Anagramm)

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

FARBIGER SOMMERTAG:

EMSIG, FORMBAR, TRAEG…

ERST FORM BARG MAGIE.

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Heuernte

Fotos Brigitte Fuchs

 

Heuernte, schönste Zeit im Jahr,
Der Wald längst grün und doch noch klar,
Die Blumen ganz im Blühn,
Die Saat noch hoffnungsgrün.

Grün hängt die Frucht im dichten Baum,
Halb ausgebildet, halb noch Traum;
Still steht des Lebens Flucht
Noch zwischen Blüt‘ und Frucht.

Nur erntereif das flücht’ge Gras,
Und frisch und duftig selber das.
Wohl, wenn’s an’s Welken geht,
Dem, der so süss verweht!

(…)

 

Gustav Schwab (1792-1850) deutscher Pfarrer und Schriftsteller
Erste Strophen seines Gedichtes „Heuernte“

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Den Schnabel nicht voll kriegen…

 

 

Da sieht man es wieder:

Manche können den Schnabel einfach nicht voll kriegen…

 

(Das gilt natürlich auch für den Hals.)

Die Redensart war ursprünglich ausschliesslich auf Speise und Trank bezogen, ist heute aber fast nur noch im Sinne von allgemeiner Habgier gebräuchlich.
Die Bachstelze hat aber sicher triftige Gründe, mit vollem Schnabel nach Hause zu gelangen…

 

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs

 

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Sommerlandschaft

Foto Brigitte Fuchs: Sommerlandschaft bei Bettwil/AG

 

 

Der Sommerfaden

Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden über Land,
Ein leicht und licht Gespinst der Feen,
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm‘ ihn für ein günstig Zeichen,
Ein Zeichen, wie die Lieb‘ es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen,
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!

 

Ludwig Uhland (1787-1862) deutscher Dichter, Jurist und Politiker

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Eine Arche

Foto Brigitte Fuchs

 

Ein Haus ist eine Arche, um der Flut zu entrinnen.

 

 

Katherine Mansfield (1888-1923) neuseeländisch-britische Schriftstellerin

 

 

Anmerkung: Momentan müssen wir allerdings eher der Hitze entrinnen. Da wäre altes Gemäuer besser geeignet…

 

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