Des Sommers Ruhe

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Der Duft der Gräser zieht zur Stadt hinein,
und alles Leben sättigt Sonnenschein.

Selig und träg, in wohligem Ermatten
lieg ich zurückgelehnt in luftigem Schatten.

Still lächelnd, wie ein dummvergnügtes Kind,
blinzl ich zum Fenster, wo der warme Wind

mit rotgestreiften Jalousien spielt,
wo dann und wann das Licht ins Zimmer schielt.

O tiefes Glück, befreit von Wunsch und Denken,
sich ganz in heitres Spielen zu versenken,

ob alles Werdens Angst zu triumphieren –
sich in des Sommers Ruhe zu verlieren.

 

 

Otto Erich Hartleben (1864-1905) deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler
Aus der Sammlung „Meine Verse“

 

Dieser Beitrag wurde unter Bilder, Gedichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

14 Antworten auf Des Sommers Ruhe

  1. Mona Lisa sagt:

    Dies Gedicht beschreibt sehr treffend meinen gestrigen Zustand – vor dem Gewitter:
    „sich in des Sommers Ruhe zu verlieren“
    Hab einen wundervollen Sonntag.

  2. Quer sagt:

    Bei mir auch.
    Das Gewitter zog allerdings an uns vorbei und leider auch der Regen.
    Hab Dank und ebenfalls einen rundum schönen Sonntag!

  3. sylvia sagt:

    oh ja. in luftigem schatten lag auch ich am vormittag
    im liegestuhl. bis mittag geht das in unserem hinterhof,
    dann wirds „brenzlig“. aber diese zwei stunden im
    schatten, in den kirschbaum schauen, sich vom wind
    umfächeln lassen – hach ja. das ist sommer!
    lieber gruß
    Sylvia

  4. Quer sagt:

    Dein Sommer-Liegestuhl-Glück kann ich mir bestens vorstellen, Sylvia.
    Lass es dir weiterhin gut gehen!
    Schönen Gruss bei bedecktem Himmel, aber tropischer Wärme.

  5. Gerhard sagt:

    Dummvergnügt zu sein ist garnicht ohne.
    Wäre ich gerne öfters.
    Im übrigen gefiel das meiner Frau von Anfang an.
    Das dreist- vergnügte ist mir abhanden gekommen
    Aber wohin?
    Vielleicht passt das mehr zur Jugend und nicht dem Alter.
    Oder man hat schon einen krummen Buckel vom vielen Tragen?
    Gründe gäbe es genug, aber auch zur Umkehr.

    Liebe Grüße Gerhard

    • Quer sagt:

      Ja, ein wenig verliert man die kindliche Unbekümmertheit. Aber von Zeit zu Zeit ein bisschen dummvergnügt oder albern sein, was wohl dasselbe ist, tut auch im fortgeschrittenen Alter ganz gut.
      Hier atemen wir erleichtert auf, weil endlich der ersehnte Regen etwas Abkühlung brachte. 🙂

      Einen lieben Sonntagabendgruss.

  6. Hausfrau Hanna sagt:

    Luftig,
    liebe Frau Quer,
    war es zwar gestern nicht, auch nicht im Schatten des Holunderbaums.
    Aber es war dennoch schön und seligmachend.

    Auch hier gab es kein (angekündigtes) Gewitter – aber immerhin fielen einige Regentropfen… .. . . .

    Haben Sie einen feinen Nachmittag im Schatten eines Baumes –
    liebe Grüsse über die Hügel
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Die ganze Luftigkeit war in den letzten Tagen weg, liebe Hausfrau Hanna, und erst heute Abend brachten Wind und Regen unsere ermatteten Gemüter zum jubeln.

      Einen frohen Abend Ihnen und viel sommerlichen Spass auf dem Lande!
      Lieben Gruss.

  7. Britta sagt:

    oh das klingt nach einem ganz wunderbaren Vorhaben für einen warmen Sommertag. Tiefes Glück, befreit von Wunsch und Denken – daran arbeite ich noch ein bisschen…das Denken lässt sich so kurz vor Schuljahresende nicht so leicht abschütteln…aber bald.
    heitere Sommergrüsse
    Britta

  8. Quer sagt:

    Daran, liebe Britta, muss ich auch immer ein wenig arbeiten. Loslassen und sich in die Ruhe verlieren ist gar nicht so einfach.
    Dir wünsche ich einen guten Schulendspurt! Ja, bald lässt sich für dich einiges an Verantwortung und Pflichtstoff für ein paar Wochen abschütteln.
    Einen herzlichen Gruss in den Sonntagabend.

  9. Lothar Lange sagt:

    Ein wunderschön stimmiges Sommergedicht, liebe Brigitte.
    Das Wort „dummvergnügt“ hat mich zum Reimen verführt:

    Wenn alles fließt wie hinverweht,
    und alles schwebt, sich alles dreht,
    wenn´s flimmert und glimmert
    und farbenreich schimmert,
    und nichts ist wahr und festgefügt,
    bin ich vermutlich dummvergnügt.

    Herzlich dummvergnügte Grüße zu Dir!
    Lo

  10. Quer sagt:

    Oh, danke, lieber Lo.
    Deine fein schimmernden Verse locken natürlich zu einer Entgegnung. :–)

    Und wenn der Regen endlich fällt,
    die Hitzeglut in Grenzen hält,
    wenn Abendlicht nicht ganz erlischt
    und sich mit Vogelliedern mischt,
    wenn mir das alles voll genügt,
    dann bin auch ich wohl dummvergnügt.

    Mit ebensolchen Retourgrüssen zu dir.

    • Lothar Lange sagt:

      Ist das nicht herrlich,
      wie man sich manchmal gegenseitig zum Dahinreimen anstiften kann?
      Dankeschön für Deine fröhliche Entgegnung, liebe Brigitte.
      Hab einen schönen Abend!

      • Quer sagt:

        Ganz richtig, Lo: Ein solcher Schlagabtausch mit Versen macht einfach puren Spass.
        Auch dir einen schönen Tagesausklang und nochmals liebe Grüsse ins Ruhrgebiet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert