Die Geiss, ich weiss…

Foto Brigitte Fuchs

 

Diese hübsche, weisse Geiss
könnte Mutter sein, ich weiss,
ungefähr von sieben Kindern
und sie könnte kaum verhindern,
dass ein Wolf mit grimmer Miene
aus dem nahen Wald erschiene
und zumindest sechs von sieben
ihrer hübschen, zarten, lieben
Geisslein frässe gleich am Hang.
Darum ist ihr ziemlich bang.

Doch sie würde wie im Märchen
kämpfen um ihr liebes Schärchen,
würd’ dem Wolf den Wanst aufschneiden
(schlafend müsste er nicht leiden),
dann die Geisslein lecken, lieben,
alle drei, vier, fünf, sechs, sieben.
Und der Wolf, den Bauch voll Steine,
käme nicht mehr auf die Beine…

Nur im Märchen, ach, ich weiss!
(Und das weiss wohl auch die Geiss.)

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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22 Antworten auf Die Geiss, ich weiss…

  1. rosadora sagt:

    grimms märchen – ein graus
    als meine kinder klein waren
    waren diese märchen verpönt
    wegen ihrer grausamkeiten und lügen
    und das feindbild des wolfes
    hängt ihm noch heute nach
    deine geiss – ein schönes tier
    pass gut auf es auf…
    und ich mag wölfe und möchte nicht
    dass sie abgeschossen werden
    rosadora

  2. Quer sagt:

    Märchen sind nicht zimperlich.
    Aber ich mochte sie als Kind, hatte auch nie Ängste deswegen, und mag sie auch heute. Sie zeigen so schön und exemplarisch das Gute und das Schlechte auf. :–)
    Die heutigen Games und Videospiele mit oft grausamen, unmenschlichen Inhalten sind aus meiner Sicht viel schädlicher als alle Märchen zusammen.
    Dir einen lieben Gruss.

  3. Andrea Heinisch sagt:

    Wie hübsch! So gekonnt gereimt und so heiter gedichtet – auch wenn wir wie die Geiß wissen, dass nur im Märchen immer die Guten gewinnen.

    Liebe Grüße! Andrea

  4. Quer sagt:

    Das wissen wir natürlich alle, mit etwas Wehmut zuweilen. :–)

    Dein Lob freut mich, Andrea.
    Schönen Dank und lieben Gruss in diesen wohl prächtig werdenden Tag.
    (Noch trübt der Morgennebel die Sicht.)

  5. seelenruhig sagt:

    Die Geiss ist hier ein Schaf – aber Schafe würden ihre Kinderlein sicher genauso beschützen!!! Viele liebe Grüße in ein hoffentlich sonniges Wochenende. Ellen

  6. Quer sagt:

    Das denke ich auch. Schafe sind genauso fürsorglich.
    Danke, Ellen.
    Hab auch ein freudiges Herbstwochenende und sei lieb gegrüsst!

  7. Eva sagt:

    Der Mensch braucht schon einen Auslauf für seine Ängste, und wenn er dabei den Humor bewahrt und durch die Phantasie einen gewissen Abstand herstellt, geht alles besser. Denn die Natur ist noch viel weniger zimperlich als die Märchen. Deine Art, damit umzugehen, habe ich sehr genossen. 🙂

    Liebe Grüße von
    Eva

  8. Quer sagt:

    Wie schön du das interpretierst, liebe Eva.
    Ja, die Natur, so schön sie sein kann, ist auch eine unerbittliche Gewalt.
    Hab Dank und sei herzlich gegrüsst!

  9. Sonja sagt:

    Bei deinem Muntergedicht fällt mir ein, dass ich gestern irgendwo las, dass eine Ziege, also Geiß, einen Grizzly getötet hat mit ihrem spitzen Gehörn…
    Schöne Grüße und ein Lob deiner Dichtkunst –
    Sonja

    • Quer sagt:

      Oh, das ist ja wahnsinnig mutig von der Ziege. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
      Dein Lob freut mich sehr, Sonja, schönen Dank und liebe Grüsse!

  10. mona lisa sagt:

    Eine feine „Poetisierung“ des allbekannten Märchens.
    Herzliche Grüße aus dem trüben Speckhorn.

  11. Quer sagt:

    So kann man das sehen, Mona Lisa.
    Hier flammt immer mal wieder der Streit auf zwischen den Berg- und Stadtgebieten, was die Wölfe und den Schutz der Weidetiere betrifft.
    Lieben Gruss von hier, wo sich der Hochnebel langsam aufzulösen scheint.

  12. Gerhard sagt:

    Meistens ist es Märchen, das mit dem bösen Wolf mit Steinen, er reisst halt weil er reissen muss , kennt nichts anderes, es ist in seinem Blut.

    Liebe Grüße Gerhard

  13. Britta sagt:

    Mit heiteren Reimen in den Tag gestartet – Frau Fuchs sei Dank! Die Geiss weiss was schmeckt! Das Märchen erzählt sie dann vielleicht beim Verdauen.
    Herzliche Grüße in den sonnigen Freitag
    Britta

  14. PepeB sagt:

    Regelrecht mitreißend sind deine Zeilen, eine wahre Freude für mich, sie zu lesen.
    Habe ein märchenhaftes Wochenende (da denkt man immer nur an die schönen Parts und Happy Endings, nicht wahr?)
    Petra

  15. Hausfrau Hanna sagt:

    Ich war,
    liebe Frau Quer,
    ein Kind, das Märchen heiss geliebt hat. Und mit einem Vater, der auch ein Märchenonkel war.
    So etwas bleibt wohl für immer verankert.

    Hochspannend und treffend gereimt Ihre Gedichtversion von ‚Der Wolf und die sieben Geisslein‘. Ich las sie gleich dreimal! 🙂

    Mit einem herzlichen Danke und einem lieben Gruss in diesen märchenhaft schönen Tag
    Hausfrau Hanna

  16. Quer sagt:

    Das denke ich auch, dass eine solche Kindheit ein guter Nährboden für später ist.
    Danke fürs dreifache Lesen, liebe Hausfrau Hanna.

    Der Tag war für uns ein toller Ausflugstag in die Gegend von Interlaken.
    Mehr dazu sicher später mal.
    Und Ihnen ein grosses Dankeschön für die Herbstüberraschung mit Elch. :–)
    Toll.
    Lieben Abendgruss.

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