Fotos Brigitte Fuchs
In diesem Kleide möcht‘ ich eine Mutter sein.
In diesem Kleid, drum Träume fahren
Wie Hummeln um den grünen Wein
Mit dunklen Liedern und mit braunen Haaren.
Ich möchte sitzen, still verneigen mein Gesicht
In diese sinkenden und sanften Falten,
Draus Wald mit allen Zweigen bricht
Und rätselhaften Wunschgestalten,
Die noch in flüsternden Gehäusen schlummerlos
Den Grashalm ohne Ende haspeln,
Das Garn aus grünem, grünem Moos
Zu meines Kleides Saum und Paspeln.
(…)
Gertrud Kolmar (1894-1943) deutsche Lyrikerin und Schriftstellerin (ermordet in Auschwitz)
Die ersten drei der fünf Strophen ihres Gedichtes „Ein grünes Kleid“
schöne grüntöne hast du abgebildet.
die zeilen der menschen aus den lagern beinhalten oft wünsche, sehnsüchte, unmögliches. wahrscheinlich gab das aussprechen, das formulieren kraft auszuharren, zu überleben.
nachdenkliche morgengrüsse.
Du hast recht, Merlin. Man kommt unweigerlich ins Nachdenken, wie das hätte sein können, welche Ängste, Wünsche und Hoffnungen da verarbeitet wurden.
Lieben Dank und herzlichen Gruss.
Mir die Landschaft wie einen Mantel umlegen oder wie ein Kleid anziehen zu können, das habe ich mir auch schon öfter mal vorgestellt, vor allem wenn es diese weitläufigen grünen Matten sind, die wie auf der Erde aufgelegte Stoffe ausschauen. Die Vorstellung hat was Friedliches, finde ich. Auch Versöhnliches.
Liebe Grüße
Andrea
So sehe ich das auch, Andrea.
Die Natur kann viel bewirken und die Vorstellung des grünen Kleides hat etwas Beschwichtigendes, Tröstliches.
Dir einen friedlichen Tag mit starken Grüntönen.
Lieben Gruss.
Liebe Brigitte,
ein wundervolles Gedicht, da werde ich doch mal sehen, ob ich nicht auch noch die letzten Strophen finde.
Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Die kann ich dir gerne beifügen, Wolfgang.
Mit einem lieben Gruss in den Sonntag, der hier mit Sonne beginnt.
„Dann wie die Woge, die mit grossem Meertier schwanger geht,
Wird kühlend Seide um mich schweigen,
Darüber meine Hand als eine Möve weht
Und als ein Sternbild meine Augen steigen.
In ihrem grünen Bogen liegt
Der Muschelschoss mit rosenfarbnen Rändern,
Der noch sein kleines Wesen wiegt
Den Palmenküsten zu und Papageienländern.“
Gertrud Kolmar
Aus der Sammlung „Mein Kind“
Eine sehr innige Bildwelt ruft Gertrud Kolmar da herauf mit Wesen, die schaffen und gestalten, und die sich weit von uns entfernt haben, weil sie den Menschen fürchten.
Liebe Grüße von Eva
Auch diesen Aspekt kann ich dank deiner Interpretation so sehen, Eva.
Lieben Dank dafür und herzlichen Gruss.
Gewirkt sein aus Grün
Da wäre man ganz blosse Natur 😀
Liebe Grüße
Gerhard
Wir gehören ja bereits zur Natur – versuchen allerdings viel, um uns von ihr zu distanzieren. :–)
Ebenfalls liebe Grüsse.
Die Vorstellung eines grünen Kleides gefällt mir. Geschützt und eingepackt, Zeit zum Durch- und Aufatmen, in Moos gebettet…
Der Hintergrund und Kolmars Sehnsucht nach einer anderen Welt, stimmt traurig und macht nachdenklich. Damit Geschichte sich nicht wiederholt, müssen wir uns aber immer wieder mit ihr auseinandersetzen.
Danke für diesen wertvollen Beitrag!
Heitere Grüsse Britta
Darin gehe ich mit dir einig, Britta.
Die schrecklichen Ereignisse von damals müssen präsent bleiben, um den lauernden Gefahren und schleichenden Entwicklungen unmenschlicher Strömungen entgegenzuwirken.
Das Bild des grünen Kleides finde ich auch sehr schön.
Dir einen freudigen Tag! Und liebe Sonntagsgrüsse.
grüne hoffnung grünes sehnen –
das bewegt mich gerade sehr.
lieber gruß´aus dem grauen norden
Sylvia
Ja, das saftige Grün führt uns weg vom Winter.
Herzlichen Retourgruss – aus dem nicht ganz so grauen schweizerischen Mittelland.
eben noch winter
hier schon hoffnungsvolles grün
was denn nun
schweiz kann beides haben
gleich nebeneinander
oder
gruß rosadora
Ja, Schweiz kann beides haben, ganz nah beieinander. :–)
Einen lieben Gruss zu dir bei sanfter Bewölkung und ein paar Sonnenstrahlen, die wohl bald weg sind.
Sitzend sich verneigen –
es kommt so sehr auf das Gegenüber an.
Für mich: eher nein
Zuviel negative Konnotationen.
Herzliche Abendgrüße
Du hast sicher deine berechtigten Gründe, Mona Lisa.
Lieben Abendgruss.
Wie schön, das ist ein wirklich schönes Gedicht, das zum Fantasieren anregt.
Und wieder allerfeinst von dir bebildert!
Liebe Grüße,
Syntaxia
Deine Einschätzung freut mich, Syntaxia.
Hab Dank und sei lieb gegrüsst!