Herbstliche Wege

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Des Sommers weisse Wolkengrüsse
zieh’n stumm den Vogelschwärmen nach,
die letzte Beere gärt voll Süsse,
zärtliches Wort liegt wieder brach.

Und Schatten folgt den langen Wegen
aus Bäumen, die das Licht verfärbt,
der Himmel wächst, in Wind und Regen
stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt.

Der Duft der Blume ist vergessen,
Frucht birgt und Sonne nun der Wein
und du trägst, was dir zugemessen,
geklärt in deinen Herbst hinein.

 

Joachim Ringelnatz (1883-1934) deutscher Dichter, Kabarettist und Seefahrer

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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24 Antworten auf Herbstliche Wege

  1. Edith sagt:

    Ja, der Herbst, ich liebe ihn, weil er sich erst farbenfroh, dann farbenmüde irgendwann in den Winter verabschiedet. Er ist so stark, schenkt er uns noch so viel Süße…
    Dir einen bunten, noch warmen Tag, liebe Brigitte,
    von Herzen, Edith

  2. C Stern sagt:

    Die herbstlichen Wege locken mich, allerdings werde ich sie in gemächlicherem Tempo begehen – die Kamera ist schon eingepackt.
    Doch zuvor unbedingt noch mein Morgenritual – Lesen und Genießen!
    Ich freue mich über meinen FREItag und wünsche Dir einen gut verbrachten Tag!
    Liebe Grüße aus dem Nachbarland, C Stern

  3. Quer sagt:

    Freut mich, dass du den Freitag als freien Tag nutzen kannst, C Stern.
    Hab es gut auf der herbstbunten Wanderung!
    Lieben Dank und Gruss.

  4. merlin sagt:

    herbstgedichte sind eine gratwanderung. damit sie nicht ins kitschige oder banale abgleiten, braucht es einiges.
    selbstredend, dass die zeilen von ringelnatz sich für mich davon wohltuend abheben 🙂
    einen vorläufig wohl letzten sonnentag zum geniessen dir und herzliche morgengrüsse nach nordwesten.

  5. Quer sagt:

    Das stimmt, Merlin. Dieses Gedicht von Ringelnatz, einmal ganz ernst und fast feierlich, schafft eine wunderbare Stimmung, ohne kitschig zu werden.
    Er war halt einfach grossartig, der poetische Seemann. :–)
    Ja, das wird heute wohl der letzte dieser Reihe von sommerlichen Tagen.
    Wir wollen ihn noch auskosten. (Wir sind am Nachmittag bei lieben Bekannten eingeladen.)
    Euch ebenfalls einen genussvollen Freitag! Frohe Grüsse.

  6. mona lisa sagt:

    Hier sind die sommerlichen Temperaturen noch vorherrschend,
    gleichwohl ist der Einzug des Herbstes unübersehbar,
    und der Duft der Blumen auf keinen Fall vergessen.
    Herzliche Grüße

    • Quer sagt:

      Ab morgen wird sich das Wetter definitiv ändern und in den Normalzustand (für diese Jahreszeit) wechseln.
      Ja, den Blumenduft wollen wir in der Nase behalten! :–)
      Einen lieben Gruss zu dir.

  7. Gerhard sagt:

    zärtliches Wort liegt wieder brach….das scheint garnicht so recht ins Gedicht zu passen.
    Ansonsten ein stimmungsvolles Gedicht.

    Liebe Grüße Gerhard

    • Quer sagt:

      Für mich passt selbst diese Passage. Auch wir können einander mit neuer, vielleicht etwas anderer Zärtlichkeit begegnen…

      Einen lieben Heutegruss.

  8. Eva sagt:

    Ja, die Dinge klären sich nun und sind für diesen Umlauf nicht mehr zu ändern – was sich, wie bei diesem Dichter, auch wie eine Erleichterung anhören kann.

    Liebe Grüße von Eva

  9. Quer sagt:

    Ja, auch so kann man das Poem deuten.
    Vieles klärt sich wohl auch für uns im Lebensherbst…

    Herzliche Retourgrüsse zu dir, Eva.

  10. Sonja sagt:

    Schöner, sinnlicher Ringelnatz, kaum bekannt.
    Ja, wir wollen diese Sommerdüfte im Jahreszeitensinne behalten. Und noch viel mehr. Vielleicht bei Kerzenlicht und moosigem Schmuck…
    Gruß von Sonja

  11. Quer sagt:

    Ganz genau, Sonja! (Ich hatte dieses Ringelnatz-Gedicht auch nicht auf dem Schirm.)
    Und beim Bewahren der Sommersinnlichkeit bin ich voll dabei.
    Lieben Retourgruss.

  12. seelenruhig sagt:

    wie Gerhard, bin auch ich über die brach liegende Zärtlichkeit gestolpert.
    Der Frühling ist natürlich Sinnbild der erwachenden stürmischen Liebes – Frühlingsgefühle. Aber brach liegen … finde ich arg ernüchternd.
    so ähnlich wie „wer jetzt kein Haus hat…“
    Zum Glück gibt es auch noch viele Zwischentöne.

    liebe Herbstgrüße von Ellen

  13. Quer sagt:

    Wahrscheinlich habt ihr recht, Ellen.
    Etwas ernüchternd tönt das schon. Aber ich meine, was brach liegt, ist ja wieder bereit für neue Saat. Das kann ein Trost und eine Zuversicht sein.
    Ja, die Zwischentöne sind wichtig, unbedingt!

    Sei auch herbstlich-lieb gegrüsst!

  14. PepeB sagt:

    Der Herbst ist für mich der Weg in die Besinnung hinein.
    Ach ja, wäre es nur etwas ruhiger an so vielen Fronten gerade …
    Ein herbstduftiges Wochenende
    Petra

  15. Quer sagt:

    Ach ja, Petra, ich seufze mit dir!
    Danke und auch dir ein rundum schönes Wochenende!
    Sei lieb gegrüsst!

  16. Hausfrau Hanna sagt:

    Herbst,
    liebe Frau Quersatzein,
    soll es an diesem Wochenende endlich werden.
    Und das ist schön!
    So wie auch das Ringelnatzgedicht, das Sie für uns ausgewählt haben!
    Mit einem herzlichen Gruss in den Freitagabend
    Hausfrau Hanna

  17. Quer sagt:

    Ja, werte Hausfrau Hanna, die Polarluft ist im Anmarsch und wird wohl den Herbst defintiiv mitbringen. :–)
    Ein Dankeschön und liebe Abendgrüsse zu Ihnen.

  18. Wolfgang Weiland sagt:

    schön, länger nichts von ihm gelesen…
    Lg Wolfgang

  19. Quer sagt:

    Das macht nichts.
    Solche Texte haben ja kein Ablaufdatum :–)
    Liebe Retourgrüsse.

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