Sommersonnenwende

Foto Brigitte Fuchs

 

Süsse Ruh, süsser Taumel im Gras,
Von des Krautes Arom‘ umhaucht,
Tiefe Flut, tief, tief trunkne Flut,
Wenn die Wolke am Azure verraucht,
Wenn aufs müde schwimmende Haupt
Süsses Lachen gaukelt herab,
Liebe Stimme säuselt und träuft
Wie die Lindenblüt‘ auf ein Grab.

(…)

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

(…)

Dennoch, Himmel, immer mir nur
Dieses eine nur: für das Lied
Jedes freien Vogels im Blau
Eine Seele, die mit ihm zieht,
Nur für jeden kärglichen Strahl
Meinen farbig schillernden Saum,
Jeder warmen Hand meinen Druck
Und für jedes Glück einen Traum.

 

 

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) deutsche Dichterin, Schriftstellerin und Komponistin
Erste und letzte Strophe des vierstrophigen Gedichtes „Im Grase“
Aus „Sommergedichte“, Philipp Reclam jun., Stuttgart 2001, 2012

 

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24 Antworten auf Sommersonnenwende

  1. merlin sagt:

    für mich nicht so einfach zu erschliessende zeilen.
    liegt etwas schwermut in ihnen?
    immer wieder ein besonderer tag heute.
    kosten wir ihn aus 🙂
    glg.

  2. Quer sagt:

    Ich denke schon, dass über den Droste-Zeilen immer etwas Melancholie oder gar Schwermut liegt.
    Aber heute ist ein Tag für Helle und Heiterkeit – ja, kosten wir ihn aus!
    Schöne Grüsse zu dir ins Herz der Schweiz.

  3. PepeB sagt:

    Die Melancholie lässt alles umso köstlicher werden: Sommersonnenwende, Höhepunkt des Lichts und das Ahnen von wieder dunkleren Tagen.
    Feier schön!
    Petra

  4. mona lisa sagt:

    Sommersonnenwende und die Sonne ist nicht zu sehen 🙁
    Es regnet, doch Gärtner und Bauern sind froh.

  5. Quer sagt:

    Hier ist es noch hell und schön. Aber der Wechsel soll auch kommen.
    Lieben Gruss zu dir nach Speckhorn.

  6. Anna-Lena sagt:

    Schöne Zeilen hast du ausgewählt, liebe Brigitte.
    Helligkeit und Dunkel sind so wenig voneinander zu trennen, wie Anfang und Ende. Daher lass uns im Heute das Licht genießen und feiern.

    Mit hellen Grüßen
    Anna-Lena(wieder im Lande)

    • Quer sagt:

      Dankeschön, Anna-Lena.
      Ja, wir zelebrieren diese Mittjahreswende so gut wir können.
      Schön, dass du wieder da bist.
      Sei lieb gegrüsst!

  7. leif erikson sagt:

    ….Wie die Lindenblüt‘ auf ein Grab….

    Ein memento mori —— tut immer gut,
    Nicht nur am längsten Tag im Jahr…
    Denn es erinnert uns „Erdlinge“ ,
    an unsre Endlichkeit und mit
    der verbleibenden Zeit vernünftig
    umzugehen. ….

    Heute mal nachdenklich

    Leif

  8. Quer sagt:

    Oh ja, Leif, das sehe ich ganz wie du.
    Diese Mementi lassen uns einen Moment innehalten und dankbar sein.

    Danke auch für deine Zeilen und einen herzlichen Gruss zu dir.

  9. Gerhard sagt:

    Üppig, üppig, die Worte der Dichterin. Fast wie eine überquellende Sommerwiese.
    Sommerliche Hoch-Grüsse
    Gerhard

  10. Quer sagt:

    Das ist ein schöner Vergleich, Gerhard. Merci!
    Hoch-sommerliche Grüsse zurück zu dir.

  11. Sylvia sagt:

    schöner wehmütiger sommertraum gaukelt und schaukelt durch den tag… an so einem schönen ort (fluss?) mit wiese lässt es sich gut träumen… bis der schauer kommt:-)…
    viele grüße
    Sylvia

  12. Quer sagt:

    So ist es, Sylvia.
    Der Fluss hier ist übrigens die Limmat beim Kloster Fahr.
    Dir eine fröhliche Sommersonnenwende!
    Lieben Gruss.

  13. Szintilla sagt:

    Der Mittsommer kam bei uns mit Regen und heftigem Wind und wäre nicht deine Erinnerung gekommen, hätte ich ihn diesmal verpasst.

    Dafür war gestern ein wunderbarer Sommertag mit einer schönen warmen Nacht.

    Liebe Grüße,
    Szintilla

  14. Quer sagt:

    Hier hat noch die Sonne das Sagen, aber so langsam ziehen auch Wind und Wolken auf…

    Herzlichen Gruss zu dir.

  15. seelenruhig sagt:

    Der längste Tag im Jahr! Das feiern wir .. auch am Wasser mit Schwimmen nach Feierabend und einer Quiche die ich zuvor noch backen werde.
    Euch allen einen besonders schönen Abend. Ellen

  16. Hausfrau Hanna sagt:

    Die Gedichtzeilen berühren mich tief,
    liebe Frau Quer,
    auch weil sie zu diesem Tag und dieser Nacht der Sommersonnenwende passen.
    ‚Eine Seele, die mit ihm zieht‘.
    Am andern Ende der Welt ist in der vergangenen Nacht eine liebe Bekannte gestorben. „It’s finished“ ihre letzten Worte.

    Haben Sie Dank für das Gedicht und einen lieben Gruss
    Hausfrau Hanna

    • Quer sagt:

      Oh ja, mit diesem Hintergrund-Wissen bekommen die Zeilen der Annette Droste-Hülshoff eine besonders wehmütige Färbung.
      Ich hoffe, die beiden Strophen können Ihnen auch etwas Trost vermitteln, liebe Hausfrau Hanna.
      Solche Abschiede für immer tun weh, ich weiss das.
      Alles Liebe und herzlichen Gruss zu Ihnen.

  17. Britta sagt:

    Worte voller Poesie. Wunderschön. Ein freier Vogel mit einer Seele an der Seite, die mit ihm zieht- genau so soll es sein!
    Heitere Grüsse Britta

  18. Quer sagt:

    Diese Vorstellung ist wirklich schön und poetisch. Ich mag sie auch sehr.
    Lieben Retourgruss zu dir, Britta.

  19. Sonja sagt:

    Die Bodenseeleberin, sie sah, sie liebte, sie dichtete, sie fand die passenden Worte. Brigitte ebenso.
    Nachtgruß von Sonja

  20. Quer sagt:

    Oh, danke für das schöne Lob an uns beide. 🙂
    Lieben Morgengruss zu dir, Sonja.

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