Über allen Gipfeln…

Foto Brigitte Fuchs: Am gestrigen Föhntag von Aarburg aus aufgenommen

 

Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh‘,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Zur Geschichte dieses kleinen, weltberühmten Poems:

Zwei Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe tragen den Namen „Wanderers Nachtlied“: Der du von dem Himmel bist (aus dem Jahre 1776) und Über allen Gipfeln ist Ruh (von 1780).
Das erste richtete er in einem Brief an Frau von Stein.
Letzteres, das er im Band I seiner Werke unter das ältere stellte, betitelte er mit Ein Gleiches, was wohl bedeuten sollte, dass es ebenfalls mit diesem Titel zu lesen sei. Berichten zufolge entstand es am 6. September 1780 auf dem Berg Kickelhahn bei Ilmenau (Thüringen). Er soll es mit Bleistift an die hölzerne Innenwand einer Jagdhütte geschrieben haben. (Es wurde oft analysiert, vertont, parodiert und in viele Sprachen übersetzt.)

Im August 1831 (ein halbes Jahr vor seinem Tod), habe der Dichter die Blockhütte ein letztes Mal, zusammen mit einem Begleiter, besucht. Er habe beim Lesen Tränen in den Augen gehabt und gesagt: „Ja, warte nur, balde ruhest du auch.“

Die damalige Jagdhütte existiert nicht mehr, weil sie 1870 völlig niederbrannte. Allerdings wurde das so genannte „Goethehäuschen“ ein paar Jahre später von Restauratoren originalgetreu wieder aufgebaut und hergerichtet.

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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24 Antworten auf Über allen Gipfeln…

  1. Edith sagt:

    Als Goethe dort war, flogen sicher noch keine Hubschrauber über den Gipfeln…
    Danke für die Erklärung zu seinen Werken, dadurch dringt man viel tiefer darin ein. Und ja, das Goethehäuschen ist ein vielbesuchtes Ziel. Nur gut, dass es wieder originalgetreu aufgebaut wurde. Es sieht unspektakulär aus, doch die Erinnerung an ihn wird dort nah wach…
    Herzliche Grüße mit guten Wünschen in deinen Tag,
    Edith

    • Quer sagt:

      Offenbar kennst du das Goethehäuschen, Edith. Das ist schön.
      (Für mich ist es zu weit entfernt für einen kurzen Besuch.)
      Dir ebenfalls einen erfreulichen Tag und liebe Grüsse.

      • Edith sagt:

        Thüringen und Sachsen liegen ja nah beieinander. Ja, ich kenne es, ich war schon zweimal dort.
        Habe hier auch alle anderen Stätten von Goethe und Schiller schon besucht. Es ist jedesmal ein Hauch von ihnen dort zu finden…
        Herzlichst, Edith

  2. C Stern sagt:

    Liebe Brigitte,
    eben erst habe ich über den Raben gelesen und ihn bewundert, beeindruckend hast Du ihn mit Deiner Kamera erfasst und sein Verhalten dargelegt.
    Ich hoffe, er fühlte sich nach seiner Pause am See wieder gut erholt von seinen Artgenossen.

    Es ist immer wieder erstaunlich, welche Macht und Anziehungskraft (weiße) Bergwelten auf uns Menschen ausüben, davon kann ich selbst einen längst langen Song singen.
    Goethe hat diese Ruhe einzigartig in Worte gekleidet, in stillem Vorausahnen seiner eigenen ewigen Ruh‘. Sehr berührend die Geschichte rund um die Jagdhütte, es hat mich innerlich erfasst, diesen Hintergrund zu lesen. Diese Vorahnungen …
    Herzlichen Dank für einen so stillen Anblick (nachdem die Hubschrauber wieder weg waren), sehr reizvoll als Kontrast zu aller Buntheit der Natur, die mich noch immer umgibt.
    Liebe Grüße in die wunderschöne Schweiz, C Stern

    • Quer sagt:

      Vielen Dank, C Stern.
      Ja, solche Hintergrundgeschichten erhellen manchmal die überlieferten Texte, die man nicht immer sorgfältig liest, weil man sie schon so lange kennt…
      Dir einen schönen Herbsttag und einen lieben Gruss.
      Hier zeigt sich momentan die Sonne, was eine gute Stimmung auslöst.

  3. Eva sagt:

    Dieses Gedicht ist so seltsam gesprochen und hat einen ganz besonderen Zauber, wie ich finde.

    Liebe Grüße von Eva

  4. Quer sagt:

    Stimmt, Eva: Über den letzten Teil stolpert man fast ein wenig und ist dann erstaunt über diese Wirkung.
    Ja, ein Zauber ist da ganz sicher mit drin.

    Sei auch lieb gegrüsst!

  5. PepeB sagt:

    Früher schauderte mich immer etwas, wenn ich das Ende des Gedichtes las.
    Angesichts der ewig erscheinenden Berge tritt einem die eigene Endlichkeit sehr offensichtlich entgegen. Und das Getriebe des Lebens, auf Deinem Foto die Hubschrauber, wirkt als vergängliche Episode …
    Novemberbluesig
    Petra

  6. Quer sagt:

    Wie schön du das beschreibst, Petra!
    Ich stimme dir in allem voll zu.
    Liebe Novembertaggrüsse.

  7. merlin sagt:

    ein sehr schöner und interessanter post! danke!
    eines der gedichte von goethe, die überdauern.
    ich finde es immer wieder berührend.
    und die weissen bergwelten sprechen für sich … erhaben, föhngeschärft und einfach toll 🙂
    einen frohen dienstag dir und glg.

  8. Quer sagt:

    Fein, dass dich der Beitrag freut, Merlin. Danke!
    Gestern schienen die Berge fast greifbar nah und machten grossen Eindruck auf mich.
    Das hat sich dann wohl niedergeschlagen im Post. :–)
    Dir auch einen freudigen Dienstag.
    Sei lieb gegrüsst!

  9. mona lisa sagt:

    Vielleicht sollte man auch vor der letzten Ruhe,
    von der im Gedicht die Rede ist,
    des öfteren einfach mal ruhen –
    das ist mir gerade so durch den Kopf gekommen 😉
    Herzliche Grüße

  10. Gundel Wismar sagt:

    Durch ständige Erreichbarkeit, volle Terminkalender, Reizüberflutung usw. brennt man aus. Man braucht irgendwann einen Rückzugsort, um sich zu sortieren.
    Das schafft Klarheit.
    So wird er es evtl. auch gemeint haben.
    Sei lieb gegrüßt (;👒
    Gundel

    • Quer sagt:

      Du denkst, Gundel, das sei damals, im 18.Jahrhundert, schon so gewesen mit Termindruck und Reizüberflutung?
      Na ja, man weiss nichts Genaues…
      Ich meine aber schon, dass er die letzte „Ruhe“ meinte. :–)
      Sei auch lieb gegrüsst!

  11. Sonja sagt:

    Ganz so ganz schließe ich mich Petras Kommentar an!
    Sonja

  12. Rosi sagt:

    die Erhabenheit der Berge..
    die Stille
    unsere Vegänglichkeit
    all das hat Goethe so kurz und knapp ausdrücken können
    wunderschön deine Bilder dazu
    gerne habe ich auch die Erklärungen gelesen
    liebe Grüße
    Rosi

  13. Quer sagt:

    Genau, Rosi, das ist wohl das Erfolgsgeheimnis des „Dichterfürsten“.
    Nur Könner sind dazu imstande.
    Danke für deinen Kommentar und ebenfalls liebe Grüsse.

  14. Gudrun sagt:

    Liebe Brigitte, dein Foto hab ich jetzt ein ganzes Weilchen angesehen. Es ist so schön. Da möchte ich einfach nur sitzen und schauen.
    Du hast ganz wunderbar recherchiert zu Goethes Gedicht. Vielen Dank dafür.
    Liebe Grüße an dich.

  15. Quer sagt:

    Gern geschehen.
    Lieben Dank auch dir, Gudrun, das Lob freut mich.
    Ja, der Blick in die verschneiten Berge ist wirklich sehr schön.
    Einen frohen Abendgruss zu dir.

  16. bruni8wortbehagen sagt:

    Ein wundervolles kleines Gedicht vom großen Goethe, liebe Brigitte.

    Ich glaube, jeder kennt es und weiß, wer es geschrieben hat, selbst wenn er den Faust nicht kennt und auch nicht die Leiden des jungen Werther …

  17. Quer sagt:

    Das denke ich auch, Bruni, dass dieses Gedicht fast jedem oder jeder bekannt ist. Und das ist auch gut und schön so. Es ist wirklich ein Kleinod.

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