Advent mit Tucholsky

Foto Brigitte Fuchs

 

 

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(…)

Eine Geschichte? Dies ist eine schöne Geschichte.

Ein amerikanischer Milliardär – meine Geschichten spielen alle in vornehmer Gesellschaft – ein amerikanischer Milliardär wurde einst von einem Freunde gefragt: »Wie machen Sie das, Herr Moneymaker: auf jedem Ihrer Empfänge werden Ihnen Hunderte von Leuten vorgestellt, Menschen, die Sie nie vorher gesehn haben. Alle aber unterhalten sich mit Ihnen auf das trefflichste. Wie machen Sie das nur?« – »Ich habe mir da eine Methode ausgedacht«, sagte der Milliardär. »Ich frage jeden Menschen, der mir vorgestellt wird: Was macht Ihr Leiden –?«

 

 

Kurt Tucholsky

„Schnipsel“ aus dem Jahre 1932

 

 

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28 Antworten auf Advent mit Tucholsky

  1. seelenruhig sagt:

    Hahaha!!!! Ja darüber reden die Leute sehr gerne! Uns gerne auch ausführlicher als uns oft lieb ist! — und dann noch über Enkel!
    WIr kennen Leute, in deren Freundeskreis es bei Treffen zu Beginn heißt „jeder eine Krankheit und ein Enkel“
    liebe Grüße von Ellen

  2. seelenruhig sagt:

    Huch! Ich war hier doch noch nie die Erste beim Kommentieren! Yeah!!!

  3. Quer sagt:

    Herrlich, das mit den Regeln in eurer Bekanntschaft.
    Und prima auch, dass du hier die Erste bist.
    Das trifft sich so gut, denn heute fiel hier auch der erste Schnee. :–)
    Ein Hauch von Winter ist schön.
    Sei lieb und doppelt gegrüsst, Ellen!

  4. mona lisa sagt:

    Diese Frage ist sicher der Schlüssel für viele „Unendliche Geschichten“ –
    genialer Einfall, aber das Zuhören verursacht dann sicher auch ein Leiden, wenn man nicht sehr achtsam ist.
    Herzliche Morgengrüße

  5. Quer sagt:

    Genau. Darüber sprechen manche ununterbrochen.
    Und die Zuhörenden leiden. :–)
    Einen lieben Morgengruss zu dir.
    Heute gibt es Schneewettergespräche…

  6. C Stern sagt:

    Ich kenne da jemanden, der erzählt stundenlang am Stück von Leiden und Opfertum – und dies, ohne gefragt zu werden.
    Als Angehörige muss man da sehr deutlich gegensteuern, um nicht vereinnahmt zu werden. Ich habe tatsächlich eine starke Abneigung gegen Selbstmitleid entwickelt.
    Als Frau Moneymaker würde ich mich nicht eignen 😉
    Liebe Grüße und viel Freude bei den Schneewettergesprächen!

    • Quer sagt:

      Genau, C Ster:. Für seine Zuhörqualitäten muss man Herrn Moneymaker loben. :–)
      Mir fällt das auch eher schwer.
      Danke und herzlichen Gruss zu dir.

  7. Roswitha sagt:

    diese regel von ellen müsste man vielleicht überall einführen, nicht aus interesselosigkeit, sondern damit noch über andere dinge geredet werden kann. lästig sind besonders viele, viele handyfotos zur untermalung der erzählung. tucholsky war ein menschenkenner, kein wunder, wenn er zur melancholie neigte, es gibt weniger zum lachen in gesprächen. nur beim beobachten…

  8. Gabriela sagt:

    Bei uns im PC-Seniorenkurs wird zu Beginn gerne die Frage gestellt: na, worüber wollen wir uns denn heute lautstark beschweren?
    Danach ist meist nur noch leises Gegrummel zu hören 😉

    Auch aus Nordost kommen Flockengrüße 🙂

  9. Quer sagt:

    Auch eine gute Methode, dem Erzählschwall vorzubeugen.
    Köstlich. :–)

    Danke für die Flockengrüsse, Gabriela, die ich fröhlich erwidere.

  10. PepeB sagt:

    Ganz schön gewitzt, der Herr Moneymaker.
    Vielleicht vertreibt er Medizinprodukte?
    Es grüßt herzlich
    Petra

  11. Quer sagt:

    Hi, Hi: Wie gewitzt auch deine Idee! :–)
    Ja, das könnte ihm möglicherweise seine Milliarden eingebracht haben.

    Toll, dass du wieder aus dem „Abseits“ zurück bist, Petra.
    Ich freue mich.
    Herzlichen Gruss.

  12. Andrea sagt:

    oja, das kenne ich auch. ein unbedachtes „wie-geht’s“ und schon bricht die lawine los … wobei ich auch solche kenne, wo es die frage gar nicht braucht, da wird man ung’fragter einfach zugemüllt.
    ob das der grund für dein foto ist, also der zusammenhang, weil man man letztlich irgendwo auch einen zaun ziehen und einen wächter einstellen muss, der nicht so leicht zu beeindrucken und im fall der fälle auch wehrhaft ist?

    liebe grüße!
    andrea

  13. Quer sagt:

    Über den genauen Zusammenhang zwischen Text und Bild habe ich mir keinen grossen Kopf gemacht, Andrea. Das geschah eher intuitiv. (Das Anwesen machte einen grossherrschaftlichen Eindruck auf mich.)
    Aber ja, wahrscheinlich muss man sich bewusst abgrenzen, um verbalen Übergriffen, wie du sie schilderst, einen „Riegel“ zu schieben.

    Danke für deine Zeilen und liebe Grüsse.

  14. Sonja sagt:

    Wahrlich, wahrlich. Nachdem ich gestern mit der Freundin bei einem Schüsselchen Selbstgebackenem und lecker Kaffee über unsere Schmerzen im Gerüst gesprochen habe- außerdem zum Glück noch über Enkelkinder und frühere Schulfreunde, Musik, Poesie und all das Erfreuliche. Wie heimelig uns wurde…
    Gruß von Sonja

  15. Quer sagt:

    So mag ich Gespräche, liebe Sonja: wenn ein Thema das andere ergibt, zwanglos und voller Farbe…
    Lieben Retourgruss.

  16. Gundel Wismar sagt:

    Ich fühle mit solchen Menschen mit, und höre ihnen auch zu. Wenn sie dann merken, dass sie verstanden wurden und Mitgefühl mitschwingt, ist es eigentlich gar nicht schwer das Thema zu wechseln. Es gibt ja noch vieles mehr..
    Lieber Freitagsgruß (; ❄️
    Gundel

  17. Quer sagt:

    Das ist aber eine schöne, menschenfreundliche Art von dir, Gundel.
    Vielleicht hat es der Milliardär im Märchen ja genauso gemacht. :–)
    Einen lieben Gruss durchs Schneegestöber.

  18. Lothar Lange sagt:

    Das ist ja so intelligent von Herrn Moneymaker, liebe Brigitte!
    Allerdings muss man vermutlich viel Zeit für die Antworten aufbringen.
    Wünschen wir uns, nie über Leiden reden zu müssen.

    Und: ein ganz großes Dankeschön für Deine schöne Weihnachtspost!
    Ich freue mich ganz doll darüber 🙂

    Hab ein schönes Adventwochenende!
    Liebe Grüße!
    Lo

  19. Quer sagt:

    Nie ist vielleicht ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es ist wunderbar, wenn körperliche Einschränkungen und Leiden – noch – nicht zum dominanten Thema geworden sind.
    Es gibt ja so viele andere spannende Gesprächsstoffe. :–)

    Merci für dein Dankeschön, lieber Lo, und für die tollen Kommentare zu Tucholsky. Und hab ebenfalls einen erfreulichen 3. Advent!

  20. Helmut sagt:

    Ich glaube, ein Kurt Tucholsky wäre heutzutage in Deutschland nicht so schlecht.

    In Verzückung
    Helmut

  21. Quer sagt:

    Oh ja, das kann gut sein. :–)

    Einen lieben Abendgruss zu dir.

  22. Hausfrau Hanna sagt:

    Ein Milliardär,
    liebe Frau Quer,
    der soviel Empathie zeigt für sein ‚Umfeld‘ und offensichtlich gut zuhören kann, finde ich bemerkenswert…
    Eine schöne ‚Schnipsel’geschichte hat da Tucholsky geschrieben 🙂

    Mit einem Tag Verspätung danke ich Ihnen fürs Finden und wünsche Ihnen einen guten (wenn auch kalten) Tag
    Hausfrau Hanna

  23. Quer sagt:

    Es soll sie auch geben, liebe Hausfrau Hanna, die empathischen und sympathischen Reichen. :–)

    Einen lieben Retourgruss zu Ihnen aus dem winterlich-weissen Tal.

  24. Anna-Lena sagt:

    „Es gibt ja so viele andere spannende Gesprächsstoffe“
    Das finde ich auch! Krankheiten und Leiden sollten da keine Dominanz haben – was ich aus eigener Seniorenkreiserfahrung weiß und leider immer wieder erlebe. Gut, wenn man da so einige andere Themen aus dem Hut zaubern kann.
    Mit Enkeln kann ich nicht dienen, aber Haustiere können auch wunderbar ablenken.

    Einen schönen 3. Advent,
    Anna-Lena

  25. Quer sagt:

    Da sind wir uns ja einig, Anna-Lena, und nutzen Gespräche noch für so viel Anderes und Interessantes.

    Dir ebenfalls einen schönen 3. Advent!

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