Archiv der Kategorie: Gedichte
Wenn die Wolken…
Foto Brigitte Fuchs
Wenn die Wolken sich heiss den Liebeshof machen
Ein lechzend Gewitter durch den Nachmittag strich
Und krepierend hinter die Berge hinschlich.
Als lägen Drachen im Liebeskampf,
Umbrüllten sich Wolken mit dumpfem Gestampf.
Wenn die Wolken sich heiss den Liebeshof machen,
Sitzt grell der Tod in ihrem Lachen.
Jetzt atmet das Gras wieder hell und klar;
Kühl steht die Welt an alter Stell‘
Und weiss kaum noch, dass sie voll Durstgefühl war.
Max Dauthendey (1867-1918), deutscher Dichter und Maler

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Roter Mohn
Fotos Brigitte Fuchs
Vögelchen Schwermut flog über die Nacht,
hat einen Schnabel voll Leide gebracht –
Und wie es flog ins Feld hinein,
stiess es die Brust am Dorngezäun’,
davon das Blut herniederging
und zaubrisch an zu treiben fing’,
und wo es hingeflogen war,
hatten die Felder Mohn im Haar.
Gustav Schüler (1868-1938) deutscher Dramatiker, Heimatdichter und Volksschullehrer

Fotos Brigitte Fuchs
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Manchmal im Mai
Fotos Brigitte Fuchs
Seegras auf Landgängen
Das Rotwild zähmt seine Neugierde
Der Jäger bittet zum Tanz
Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“ Gedichte, edition 8, Zürich 2020
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Tragende Stimmung
Foto Brigitte Fuchs
Wieder ein Morgen zwischen leiern und
feiern noch freudetrunken das Hemd
für den Tag kein Stadtplan kein Blick in
den Spiegel der Kaffee schmeckt uns
Schluck für Schluck aus dem Satz in
der Tasse lesen wir ein dunkles Glück
Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“, Gedichte, edition 8, Zürich 2020
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Pfingsten

Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.

Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört’s nicht im geringsten.
Wer meine weisse Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.

Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt
Pfingstochse meinetwegen
Dem Honorar entgegen.
Joachim Ringelnatz (1883-1934) deutscher Dichter, Kabarettist und Seefahrer

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Jetzt rede du
Fotos Brigitte Fuchs
Du warest mir ein täglich Wanderziel
Viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen,
Ich hatte dir geträumten Glücks so viel
Anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen.
Und wieder such ich dich, du dunkler Hort,
Und deines Wipfelmeers gewaltig Rauschen –
Jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort!
Verstummt ist Klag und Jubel. Ich will lauschen.
Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) Schweizer Dichter
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Anemonen
Fotos Brigitte Fuchs
Anemonen Sie spriessen licht aus Waldesnacht,
Ohne reichen Duft, ohne Farbenpracht,
Unter den grossen, alten Bäumen,
Über das Moos wie flutend Träumen:
Wann der Wind vorüber streicht,
Neigen sie ihre Köpfchen leicht,
Aber wo die Sonne licht
Durch die Blätterkronen bricht,
Saugen sie all das goldige Scheinen
Sehnsuchtsvoll in den Kelch, den kleinen.
So blühen sie scheu, ohne Glanz und Pracht:
Die lichten Kinder der Waldesnacht.
Therese Dahn (1845-1929) geb. Therese von Droste-Hülshoff, deutsche Schriftstellerin, Nichte der Annette von Droste-Hülshoff, Ehefrau von Felix Dahn

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Muttertag
Foto Brigitte Fuchs
Ist man gross schon oder klein:
Müttern darf man dankbar sein.
Sie verhalfen uns zum Leben,
möchten stets ihr Bestes geben
und sie wollen uns bewahren
von Konflikten und Gefahren.
Mütter meiden Hass und Kriege,
brauchen keine Ländersiege.
Liebe, Rücksicht, Mut, Humor
leben sie uns täglich vor,
leisten ohne ein Entgelt
Schöpfungsarbeit für die Welt.
Brigitte Fuchs

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Spaziergang ins Grüne
Fotos Brigitte Fuchs
Im Grünen
Sonnenschein und Blütenduft,
das ist ein Vergnügen!
Wenn in blauer Maienluft
hoch die Lerchen fliegen.
Wenn des Baches Wellen sich
durch die Blumen schmiegen,
und die Schmetterlinge sich
auf den Halmen wiegen.
Ach, wie ist es da so schön,
tief im Gras zu liegen
und zum Himmel aufzusehn!
Das ist ein Vergnügen.
Robert Reinick (1805-1852) deutscher Maler und Dichter
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Der träumende See
Foto Brigitte Fuchs: Vogelmoos in Neudorf/LU
Der See ruht tief im blauen Traum
von Wasserblumen zugedeckt.
Ihr Vöglein hoch im Fichtenbaum,
Dass ihr mir nicht den Schläfer weckt!
Doch leise weht das Schilf und wiegt
Das Haupt mit leichtem Sinn,
Ein blauer Falter aber fliegt
Darüber einsam hin.
Julius Mosen (1803-1867) deutscher Dichter und Schriftsteller

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