Archiv der Kategorie: Gedichte
Credo

Fotos Brigitte Fuchs
Butterblumenwiese
Manche bauen Gedichte
um darin zu wohnen
andere fahren damit zur See
Ich will sie hinter mir lassen
wie eine Butterblumenwiese
deren Glanz
ich vor Augen hatte
als ich schrieb
Brigitte Fuchs
Aus „Es tanzt der Stein“ Gedichte, edition 8, Zürich 2014
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Am See

Fotos Brigitte Fuchs: am Titisee im Schwarzwald
Im tiefen Walde einsam ruht
Der See mit dämmerblauem Schein,
Es zittert in die dunkle Flut
Des Sommers heisser Mittagsschein.
(…)
Fotos Brigitte Fuchs: Titisee
Ich stand am See und lauschte hinaus,
Als müsse ich ewig lauschen,
Als ob meiner Jugend toller Braus
Noch einmal vorbei muss′ rauschen.
Franz Alfred Muth (1839-1890) deutscher Geistlicher und Schriftsteller
Erste und letzte Strophe seines Gedichtes „Am See“
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Reise
Foto Brigitte Fuchs
Der Löwenzahn ist nun verblüht.
Der Frühlingswind hat leichtes Spiel:
Ein Hauch, ein Stoss, es braucht nicht viel
und alles fliegt und schwebt und sprüht.
Die Samenschirmchen reisen fort
auf wundersame Art und Weise.
Sie kennen nicht das Ziel, den Ort,
nicht mal den Sinn von Flug und Reise.
Brigitte Fuchs

Foto Brigitte Fuchs
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Mein Bruder Baum
Foto Brigitte Fuchs
Mein Bruder Baum, du stummer Beter:
Wir tauchen Stirn und Hand in reinen Äther
und werfen unser Jauchzen in den Wind.
Wir sind! Wir sind!
Karl Bröger (1886-1944) deutscher Arbeiterdichter
Aus der Sammlung „Höher mein Herz“
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Klischee

Fotos Brigitte Fuchs: Impressionen aus Baden/AG
So viel Frühsommer neue Wege und eigene
Füsse und das ist noch nicht mal alles
worauf sie steht andauernd spult sie den
immergleichen auffallend dokumentarischen
Streifen ab vor den Stadtlandflussaugen
die sie halb schliesst oder nach Belieben
aufreisst die Bildfolge zeigt eine auf hohem
Niveau geträumte Zusammenfassung von
Konversation und Leichtsinn noch im Winter
lassen sich diese kleinen lässlichen Sünden
wie Shampoo auf dem Haar verteilen
Brigitte Fuchs
Aus „Solange ihr Knie wippt“ Gedichte, edition 8, Zürich 2002
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Rast auf Wanderschaft

Fotos Brigitte Fuchs: Schluchsee im Schwarzwald
Der Lautsprecher sprach, doch ich hörte es nicht.
Er sprach zu dumm und zu laut. –
Ein Stiefmütterchen mit einem Bulldoggesicht
Hat mich angeschaut.
Wir sassen im Freien, gezwungen ganz frei,
In dem böhmischen Orte Grün.
Wir waren nicht reich, doch wir waren unsrer drei
Und Freunde. – Und Freundschaft macht kühn.
Das gelbe Mütterchen, braun getupft,
Konnte auch ein Schmetterling sein.
Ich hab’s abgerupft. Unser Herz hat gehupft.
Drei Freunde bei zwei Glas Wein.
Joachim Ringelnatz (1883-1934) deutscher Dichter, Kabarettist und Seefahrer
Aus „Und auf einmal steht es neben dir“ Gesammelte Gedichte, Büchergilde Gutenberg; Copyright by Karl H. Henssel Verlag Berlin 1950
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Vergissmeinnicht
Foto Brigitte Fuchs
Wohl tausend Mal hast Du gelobt,
Dass Du mich nicht vergisst!
Darf ich vielleicht die Frage tun,
Ob Du am Leben bist?
Vers-Text von Unbekannt auf einer Postkarte um 1910

Foto Brigitte Fuchs
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Wir Dichter

Fotos Brigitte Fuchs
Wir Dichter, wir Sylphen,
Wir singen und schweben,
Mit duftigem Flügel
Durchs fröhliche Leben.
Wir spielen im Lenze
Um Knospen und Blüthen,
Und nehmen, was duftend
Die Kelchlein uns bieten.
Senkt Stengeln und Zweigen
Die Krone sich nieder,
so regen wir mächtig
Das bunte Gefieder.
Und Schmetterlingsfarben
Umstreuen die Schwingen,
Sie Wäldern und Auen
Zum Schmucke zu bringen.
Wo lächelt uns ewig
Im Lenze das Leben;
Es ward uns: den Frühling
Zu nehmen und geben.
Gerhard Anton Gramberg (1744-1818) deutscher Stadt- und Landphysikus in Oldenburg, Schriftsteller

Foto Brigitte Fuchs
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Die goldene Acht
Foto Brigitte Fuchs: „Goldene Acht“, Kleegelbling (Colias hyale)
Schmetterling,
Luftig Ding,
Schweifst, wie des Dichters Gedanke,
Von Ranke zu Ranke;
Fehlt dir aber der Sonnenschein,
Ziehst du die segelnden Flügel ein.
Rudolf Bunge (1836-1907) deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Librettist
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Frühling im Alter
Fotos Brigitte Fuchs
Singen die Vöglein im grünen Wald,
Klingen die Bächlein bergunter,
Lockt es den Alten mit Lustgewalt,
Klopfet das Herz ihm so munter:
Denket der Wonnen verschiedener Lenze,
Denket der Kränze und denket der Tänze,
Fallen auch Tränen herunter.
Ernst Moritz Arndt (1769-1860) deutscher Professor für Theologie und Verleger
Erste der zwei Strophen seines Gedichtes „Frühling im Alter“
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