Monatsarchive: Juni 2018

…wie die Hirsche des Forsts

Fotos Brigitte Fuchs

 

Der Mensch kann’s nicht verleugnen, dass er einst glücklich war wie die Hirsche des Forsts, und nach unzähligen Jahren glimmt noch in uns ein Sehnen nach den Tagen der Urwelt, wo jeder die Erde durchstreifte wie ein Gott, eh, ich weiss nicht was? den Menschen zahm gemacht, und noch, statt Mauern und totem Holz, die Seele der Welt, die heilige Luft allgegenwärtig ihn umfing.

 

Friedrich Hölderlin (1770-1843) deutscher Theologe, Dramatiker und Dichter
Aus dem „Hyperion“ (Der Eremit in Griechenland)

 

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Noch einmal

Fotos Brigitte Fuchs: Brienzer Rothorn, gestern, am 28.6.2018 (leider nicht so sonnig und klar wie vor zwei Jahren)

 

Noch einmal ein flüchtiger Wandergesell –
Wie jagen die schäumenden Bäche so hell,
Wie leuchtet der Schnee an den Wänden so grell!

Hier oben mischet der himmlische Schenk
Aus Norden und Süden der Lüfte Getränk,
Ich schlürf es und werde der Jugend gedenk.

O Atem der Berge, beglückender Hauch!
Ihr blutigen Rosen am hangenden Strauch,
Ihr Hütten mit bläulich gekräuseltem Rauch –

 

Fotos Fuchs: So sah es vor knapp zwei Jahren am 17.7.2016 auf dem Brienzer Rothorn aus

 

Den eben noch schleiernder Nebel verwebt,
Der Himmel, er öffnet sich innig und lebt,
Wie ruhig der Aar in dem strahlenden schwebt!

Und mein Herz, das er trägt in befiederter Brust,
Es wird sich der göttlichen Nähe bewusst,
Es freut sich des Himmels und zittert vor Lust –

Ich sehe dich, Jäger, ich seh dich genau,
Den Felsen umschleichest du grau auf dem Grau,
Jetzt richtest empor du das Rohr in das Blau –

Zu Tale zu steigen, das wäre mir Schmerz –
Entsende, du Schütze, entsende das Erz!
Jetzt bin ich ein Seliger! Triff mich ins Herz!

 

Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) Schweizer Dichter
Text gefunden im Internet

 

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Schilf und Weiden

Foto Brigitte Fuchs: Aare bei Aarau

 

(…)

Es fehlt dem Strande nicht an Schilf und Weiden,
An Netzen nicht, die in der Sonne hängen,
An heitern Dörfern nicht zu beiden Seiten,
Wo Schiffe ruhn, woran sich Kähne drängen;
Nicht fehlt’s an Kindern, die im Sande spielen,
An Menschen nicht, die hier sich glücklich fühlen.

(…)

 

Johann Peter Eckermann (1792-1854) deutscher Dichter Schriftsteller und enger Vertrauter Goethes
Eine Strophe seines Langgedichtes „Die Heimat“, worin er die Elbe besingt.
Text aus dem Internet

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Die Schaukel

Foto Brigitte Fuchs

 

Wie schön sich zu wiegen,
Die Luft zu durchfliegen
Am blühenden Baum!
Bald vorwärts vorüber,
Bald rückwärts hinüber, –
Es ist wie ein Traum!

Die Ohren, sie brausen,
Die Haare, sie sausen
Und wehen hintan!
Ich schwebe und steige
Bis hoch in die Zweige
Des Baumes hinan.

Wie Vögel sich wiegen,
Sich schwingen und fliegen
Im luftigen Hauch:
Bald hin und bald wieder,
Hinauf und hernieder,
So fliege ich auch!

 

Heinrich Seidel (1842-1906) deutscher Ingenieur und Schriftsteller
Text aus dem Internet

 

Foto Brigitte Fuchs

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Raum

Foto Brigitte Fuchs: Staffelegg

 

 

ICH LIEBE UNSPEKTAKULÄRE TAGE

IN DENEN KAUM ETWAS GESCHIEHT —

SIE LASSEN RAUM

 

 

 

Viktor Steinhauser, *1956, Schweizer Geologe, Lehrer und Schriftsteller
Text aus einem Original-Typoskript

 

Foto Brigitte Fuchs: Staffelegg

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Limerick 72

Foto Brigitte Fuchs

 

Frau Anders aus Winterthur-Seen
will Einheits-Trends gar nicht verstehen.
Den Geranium-Kisten
der Uniformisten
entgegnet sie frech mit Kakteen.

 

Brigitte Fuchs

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Märchenhaft

Foto Brigitte Fuchs

 

(…)

Die Mädchen waren fortgesprungen, aber der Bär rief ihnen nach: »Schneeweisschen und Rosenrot, fürchtet euch nicht, wartet, ich will mit euch gehen.« Da erkannten sie seine Stimme und blieben stehen, und als der Bär bei ihnen war, fiel plötzlich die Bärenhaut ab, und er stand da als ein schöner Mann und war ganz in Gold gekleidet. »Ich bin eines Königs Sohn«, sprach er, »und war von dem gottlosen Zwerg, der mir meine Schätze gestohlen hatte, verwünscht, als ein wilder Bär in dem Walde zu laufen, bis ich durch seinen Tod erlöst würde. Jetzt hat er seine wohlverdiente Strafe empfangen.«

Schneeweisschen ward mit ihm vermählt und Rosenrot mit seinem Bruder, und sie teilten die grossen Schätze miteinander, die der Zwerg in seiner Höhle zusammengetragen hatte. Die alte Mutter lebte noch lange Jahre ruhig und glücklich bei ihren Kindern. Die zwei Rosenbäumchen aber nahm sie mit, und sie standen vor ihrem Fenster und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen, weiss und rot.

 

Schluss des Märchens „Schneeweisschen und Rosenrot“ der Gebrüder Grimm
Text aus dem Internet

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Dann kommen die Fotografen…

Foto Brigitte Fuchs

 

(…)

Dann kommen die Fotografen.
NEUE KUNST steht am andern Tag in der Zeitung.

(…)

(1905)

 

Paul Klee (1879-1940) deutscher Maler und Grafiker
Aus „Paul Klee Gedichte“, Arche Verlag AG, Zürich-Hamburg 1960, 1980, 1996, Hrsg: Felix Klee

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Düfte

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Sommersonnenwende

Foto Brigitte Fuchs

 

Süsse Ruh, süsser Taumel im Gras,
Von des Krautes Arom‘ umhaucht,
Tiefe Flut, tief, tief trunkne Flut,
Wenn die Wolke am Azure verraucht,
Wenn aufs müde schwimmende Haupt
Süsses Lachen gaukelt herab,
Liebe Stimme säuselt und träuft
Wie die Lindenblüt‘ auf ein Grab.

(…)

 

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

(…)

Dennoch, Himmel, immer mir nur
Dieses eine nur: für das Lied
Jedes freien Vogels im Blau
Eine Seele, die mit ihm zieht,
Nur für jeden kärglichen Strahl
Meinen farbig schillernden Saum,
Jeder warmen Hand meinen Druck
Und für jedes Glück einen Traum.

 

 

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) deutsche Dichterin, Schriftstellerin und Komponistin
Erste und letzte Strophe des vierstrophigen Gedichtes „Im Grase“
Aus „Sommergedichte“, Philipp Reclam jun., Stuttgart 2001, 2012

 

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