Monatsarchive: März 2022
Die Hoffnung
Die Hoffnung durch einen Stern ausdrücken,
die Sehnsucht der Seele durch einen strahlenden
Sonnenuntergang.
Vincent van Gogh (1853-1890) holländischer Maler und Grafiker

Fotos Brigitte Fuchs
Der Frühling

Fotos Brigitte Fuchs
Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag‘ entstehen.
Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.
Friedrich Hölderlin (1770-1843) deutscher Lyriker

Fotos Brigitte Fuchs
Wie die Biene

Foto Brigitte Fuchs
Wie die Biene
Flogest du,
Froher Miene
Sogest du
Blüthenthau, o welchen
Thau aus allen Kelchen
Saugend zogest du!
(…)
Wie die Biene
Sei nicht bang,
Froher Miene
Mein Gesang!
Diese Schmerzen taugen,
Lust daraus zu saugen
Unter Bienenklang.
Friedrich Rückert (1788-1866) deutscher Dichter
Erste und letzte Strophe seines Gedichtes „Wie die Biene“
Aus der Sammlung „Trost und Erhebung“

Foto Brigitte Fuchs
Nur eine Stunde im grünen Wald
Fotos Brigitte Fuchs
Nur eine Stunde von Menschen fern,
Nur eine einzige Stunde!
Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen,
Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen,
Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern,
Nur eine Stunde von Menschen fern!
(…)
Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Wo die Halme und Blumen sich flüsternd neigen,
Wo die Vögel sich wiegen auf schwankenden Zweigen,
Wo die Quelle rauscht aus dem Felsenspalt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!
Auguste Kurs (1815-1892) deutsche Lyrikerin, Novellistin, Redakteurin
Zwei der drei Strophen ihres gleichnamigen Gedichtes
Nichts lächelt

Foto Brigitte Fuchs: Illustration an einer Lärmschutzwand in Suhr
Nichts
lächelt
verlogener als
das Gefühl
der Macht
es gaukelt
Freiheit
vor
inmitten
der Haft.
Magdalena Rüetschi (1923-2016) Schweizer Psychotherapeutin, Lyrikerin und Kinderbuchautorin, mit der ich lange Jahre befreundet war
Aus „Pascal’s Zimmer“, Gedichte, Verlag Im Waldgut, Frauenfeld 1992
Schüttelreim 62
Während er noch mit dem
Schätzchen spielt,
dieses längst nach einem
Spätzchen schielt.
Brigitte Fuchs

Beide Fotos Brigitte Fuchs
Das Mass der Dinge

Fotos Brigitte Fuchs: Burgunderblutalgen auf dem Baldeggersee
Alles ist, wenn du liebst!
Dein Freund wird Sokrates, wenn du’s ihm gibst.
Herz, Herz, wie bist du schöpferisch!
Du schwebst! Die Erde wird himmlisch.
Einst kamst du, ein Kind, zu grünem Waldweiher.
Sahst schaudernd den geheimnisvollen Algen-Schleier.
Du streicheltest der Weidenkatzen tierisch-süssen Samt –
Wie tiefsinns-selig bebte deine Knabenhand!
In deinem Aufschwung, Mensch, wird alles gross!
In deinem Abschwung alles hoffnungslos!
Und nur die Seele, die sich liebend selbst vergass,
Ist aller Dinge Mass und Übermass.
Franz Werfel (1890-1945) österreichisch-US-amerikanischer Schriftsteller und Lyriker jüdischer Herkunft; er emigrierte 1938 nach Frankreich und 1940 in die USA.

Zu den Algenbildern:
Die Burgunderblutalge ist schön, aber nicht ungefährlich. Der aus dem Griechischen abgeleitete Name „Planktothrix rubescens“ bedeutet frei übersetzt „im Wasser umherirrendes rötliches Haar“. Im Schweizer Murtensee kommt es immer wieder zu Blüten der Spezies, die das Wasser rötlich färben. Dies deutete man früher als das Blut der in der „Schlacht bei Murten“ erschlagenen Burgunder und so etablierte sich die deutsche Bezeichnung Burgunderblutalge. Gebräuchlich ist auch der Ausdruck „Blaualge“. Blaualgen sind nicht ganz ungefährlich:
Einige Arten produzieren nämlich Stoffe, die bei Badenden Durchfall, Erbrechen oder Hautausschläge und im schlimmsten Fall sogar Atemnot auslösen können. Eine Gesundheitsgefahr besteht vor allem durch das Schlucken des Wassers – das gilt auch für Hunde.

Foto Brigitte Fuchs
Also, ihr Herrscher der Erde

Foto Brigitte Fuchs: Teil einer Installation mit dem Titel „Milenium Beton“ von Valentin Schuler geschaffen für die Gemeinde Gunzwil (seit 2009 Zusammenschluss mit Beromünster)
Soll wieder unsre Welt im Blute schwimmen,
Weil euer Herrscherstolz gebeut
Und euer Donnerruf die Stimmen
Der Friedenssöhne überschreit?
Ach, schrecklich ist’s, der Menschen Mark vergeuden
Und mit der Würgehand
Umwühlen in der Menschen Eingeweiden,
Vom Schlachtendurst entbrannt!
Steckt eure Schwerter in die Scheide,
Lasst eure Donnerschlünde ruhn!
Gibt’s grössern Ruhm, gibt’s reinre Freude,
als Friede geben, Gutes tun?
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) deutscher Dichter, Organist, Komponist und Journalist

Foto Brigitte Fuchs: Installation von Valentin Schuler zur Jahrhundertwende
’s ist Krieg

Foto Brigitte Fuchs
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!
(…)
Matthias Claudius (1740-1815), deutscher Dichter, Redakteur und Erzähler
Erste Strophe seines Gedichtes „Kriegslied“
Gegen den Wind

Foto Brigitte Fuchs: Gleitschirmpiloten auf dem Herlisberg
(…)
Aber eines Tages gefiel mir die Farbe des Himmels ganz und gar nicht. Er war blau, strahlend blau, viel zu blau. Hartes Sonnenlicht lag euf dem aufgerauhten Landstrich und liess in weiten Abständen die abgenagten Berggerippe aufleuchten. Keine Wolke trübte das Licht, aber die Bläue erinnerte mich mehr denn je an ein frisch geschliffenes Messer.
(…)
Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) französischer Pilot und Schriftsteller
Kurzer Auszug aus „Wind, Sand und Sterne“


Fotos Brigitte Fuchs


