Es war ein verführendes Wasser

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Es war ein verführendes Wasser,
das meinen Sinn in seine krausen Strudel zog.
Wie reissend ist nun aber
die Gewalt des Stromes.
Da riefen an mir vorbei die Orte
alter dunkelsüsser Heime,
wo ich des Nachts
dem Lied der Zikade lauschte,
einsam und heimlich
unter dem duftatmenden Holunder.
Manchen Traurigen seh‘ ich am Ufer stehn.
Ich aber bin über den Wellen,
stark und frisch an Leib und Seele.
Ich will münden zusammen
mit dem grossen Strom.
Münden will ich mit ihm.
.

 

Paul Klee (1879-1940) deutsch/schweizerischer Künstler
Gedicht aus dem Jahre 1901

 

Dieser Beitrag wurde unter Bilder, Gedichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Antworten auf Es war ein verführendes Wasser

  1. Gerhard sagt:

    Solche dunkelsüssen Orte gab und gibt es sehr wohl
    dem Weg des Stromes entlang
    stark und frisch wirkten diese allemal…
    Traurig darf man da nicht sein!

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  2. quersatzein sagt:

    Das denke ich auch. Zuversicht ist sicher die bessere Option.

    Einen lieben Gruss zu dir zurück.

  3. Edith Hornauer sagt:

    Manchmal geht es mir an und mit der Elbe genau so. Früher bin ich von Ufer zu Ufer geschwommen, heute nötige ich ihr Respekt ab. Aber täglich begrüße ich sie und sie singt mir ihr Lied…

    Liebe Grüße in ein gutes Wochenende für dich
    von mir.

    • quersatzein sagt:

      Was für dich die Elbe ist, ist für uns die Aare. :–)
      Ja, die Erfahrungen sind ganz ähnlich.

      Danke, Edith: Ein gutes Wochenende auch dir und einen lieben Gruss.

  4. Eva sagt:

    Ein wirklich mitreißendes Gedicht, es wird einem beinahe schwindlig dabei. Vielleicht war es der Zeitgeist. Mir steht der Sinn eher nach ruhigeren Gefilden.

    Liebe Grüße von Eva

  5. quersatzein sagt:

    „Mitreissend“ sind diese Worte, oh ja.
    Aber das Ruhige, Gemächliche ist auch mehr mein momentanes Begehren. :–)

    Herzlichen Gruss zu dir, Eva.

  6. Hausfrau Hanna sagt:

    Die Worte,
    liebe Frau Quersatzein,
    sind tatsächlich mitreissend und grossartig. Ob mit dem Strom wohl der Rhein gemeint war, mit dem Klee münden wollte? In etwas Grösseres…
    Lieben Gruss ins Wochenende vom Rheinknie
    Hausfrau Hanna

  7. mona lisa sagt:

    Warum sollte man nicht als Traurige(r) am Ufer stehen
    und vielleicht dem Strom seine Traurigkeit übergeben, auf dass er sie zur Mündung ins Meer mitnimmt?
    Herzliche Grüße

  8. merlin sagt:

    deine fotos sind wie gemälde.
    die zeilen von klee sind wirklich beeindruckend.
    am besten gefällt mir das „stark und frisch an leib und seele“.
    gibt es etwas schöneres? wohl kaum.
    ein hoffentlich erholsames WE dir / euch und glg.

  9. quersatzein sagt:

    Danke, Merlin.
    Stimmt, wer möchte nicht stark und frisch sein an Leib und Seele!
    Dir und euch ebenfalls ein gemütliches Wochenende!
    Wir nehmen es heute und morgen auch ein bisschen ruhiger… :–)
    Einen lieben Sonnenscheingruss.

  10. Sonja sagt:

    Wasser und dieses „Ich aber…“ scheinen mir bedeutungsvoll!
    Gruß von Sonja

  11. quersatzein sagt:

    Das kann ich nur bestätigen, Sonja.
    Einen lieben Abendgruss zu dir.

  12. bruni8wortbehagen sagt:

    Oh, ein Gedicht von Paul Klee!
    Ich wußte nicht, daß er auch Gedichte geschrieben hat und dann so ein gutes, mitreißendes, ein starkes Gedicht.

    Wie schön, Du hast wieder Zeit zu schreiben, liebe Brigitte

  13. quersatzein sagt:

    Ja, er hat viele, spannende Gedichte geschrieben, die sein Sohn Felix Klee 1960 (zusammen mit Zeichnungen des Vaters) beim Schifferli Verlag AG „Die Arche“ in Zürich unter dem Titel „Paul Klee – Gedichte“ herausbrachte.

    Danke, liebe Bruni. So langsam kann ich über kleine Nischen im Tagesverlauf verfügen, um mich wieder im Blog einzubringen… :–)

    Einen lieben Sonntagmorgengruss zu dir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert