Fuchs und Igel

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Ganz unverhofft an einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.
»Halt!« rief der Fuchs, »du Bösewicht,
kennst du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weisst du nicht, dass jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht?
Im Namen Seiner Majestät –
geh her und übergib dein Fell!«
Der Igel sprach: »Nur nicht so schnell!
Lass dir erst deine Zähne brechen;
dann wollen wir uns weiter sprechen.«
Und alsogleich macht er sich rund,
schliesst seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.

 

 

Wilhelm Busch (1832-1908) deutscher Zeichner, Maler und Dichter

 

 

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12 Antworten auf Fuchs und Igel

  1. merlin sagt:

    busch ist immer wieder herrlich.
    und deine fotos sind klasse.
    ist das euer untermieter?
    glg. und einen friedvollen tag dir.

  2. Quer sagt:

    Ja, dieser kleine Kerl ist hier irgendwo einquartiert und lässt sich hie und da blicken.

    Merci, Merlin. Hab auch einen erfreulichen, friedlichen Tag!

  3. Eva sagt:

    So scheint es mir klug – auf seine Stacheln sollte man nicht verzichten, sie aber nur zur Verteidigung bereithalten. Damit nicht nur die frechen Füchse das Sagen haben.

    Liebe Grüße von
    Eva

  4. Quer sagt:

    Das ist auch meine Meinung. Im Notfall ist es gut, nicht ganz wehrlos zu sein.

    Dir einen schönen Tag, liebe Eva, und herzliche Grüsse gen Norden.

  5. Britta sagt:

    Ein Igel bei der Familie Fuchs zu Besuch…;-) Dein Gartengast ist ganz zauberhaft! Viel Spass beim Beobachten und heitere Grüsse in den Freitag
    Britta

  6. Quer sagt:

    Ja, erstaunlich, nicht wahr.
    Es muss sich herumgesprochen haben, dass wir nicht beissen. :–)

    Lieben Dank und Gruss zu dir, Britta.

  7. Gerhard sagt:

    Manchen „Grenzübertritt“ muss man auch hinnehmen lernen. Sonst kommt man aus dem Lamentieren nicht heraus.
    Liebe Grüsse
    Gerhard

  8. Hausfrau Hanna sagt:

    Ein wehrhafter, kleiner Streuner,
    liebe Frau Fuchs,
    der da der Welt trotzt in seinem Stachelkleid.

    Ein gutes Unterwegssein durch den heutigen Tag sowohl Ihnen, als auch dem kleinen Landstreicher und einen herzlichen Gruss

    Hausfrau Hanna

  9. roswitha sagt:

    liebe brigitte, wunderbare bilder eines von mir geschätzten kleintieres. ich habe dir per mail eine geschichte geschickt, die ich einmal für die enkelkinder geschrieben hatte. vielleicht gibt es ja auch bei dir leserinnen dafür. vielleicht siehst du die kugel dann nochmal anders…
    ein spannendes wochenende wünscht roswitha

  10. Quer sagt:

    Die Geschichte ist bei mir angekommen, liebe Roswitha.
    Gerne stelle ich sie hier dazu, damit auch andere Blogbesucher und Besucherinnen sich daran erfreuen können und danke dir herzlich für das hübsche Igelmärchen.
    Hab auch du ein freudiges Wochenende!

    „Der Traum des Igels

    Der Igel erwachte aus dem Schlaf und lachte. Lachend kroch er unter dem Reisighaufen hervor. Wunderbar duftete es nach frischem Gras, Margeriten und Klatschmohn blühten. Ein Kater aalte sich in der Abendsonne.
    Er fragte verdutzt: „Was ist denn mit dir los?“
    „Stell dir vor, ich habe geträumt die Erde sei eine Kugel! Ein herrlicher Stern im Weltall, wie die vielen anderen Sterne, die wir nachts am Himmel sehen. So etwas verrücktes !“

    „Na, dann vergiss es schnell, sonst fällst du bei deinen Spaziergängen noch irgendwo runter, du Zwerg “, miaute der Kater gönnerhaft. Er räkelte und streckte sich, machte einen Buckel und schmiegte sich an die warme Stallwand.
    Eine Gartenameise belauschte das Gespräch. Sie meldete sich mit piepsiger Stimme von einem überhängenden Fliederzweig: „Du, Igel, wenn die Erde eine Kugel wäre, würde sie wegrollen. Wir kennen uns da aus, wir kullern auch Körner in unsere Burg.“

    Der Igel dachte nach und fand alles logisch. Aber er konnte seinen Traum nicht vergessen.
    Beim abendlichen Streifzug traf er ein paar Spatzen und eine Ringelnatter, zuletzt einen verdammt frechen Hund. Alle lachten über ihn als er den Traum erzählte!

    Der Hund spottete: „So einen Traum kann nur jemand mit so krummen Beinchen wie ein Igel haben! Ich bin weit herumgekommen in der Welt und weiß, dass ich nicht auf einer Kugel laufe. Nur im Zirkus gibt es das!“

    Der Igel war ziemlich beleidigt wegen der Beine. Jeder ist richtig wie er ist, dachte er, und ein Dackel sollte besser nicht von krummen Beinen reden. Traurig lief er weiter mit der Nase am Boden.
    Viele Tage sprach er nicht mehr von seinem Traum, trotzdem vergaß er nichts.
    Zu guter Letzt begegnete er auf der großen Pferdekoppel dem Pferd Alexa, einer Freundin. Zaghaft erzählte er ihr den Traum.
    „Weißt du, ich habe es doch geträumt. Ich will gern wissen, ob es stimmt, weil Träumen manchmal auch Wahrheit innewohnt.“

    Alexa war eine kluge Stute. Nachdenklich bemerkte sie: „Wir müssen einen Zugvogel fragen. Von allen Tieren, die ich kenne, sehen sie am meisten von der Welt.“
    Wiehernd rief sie eine Schwalbe. Ruck-zuck segelte eine Mehlschwalbe in großen Spiralen vom Himmel und setzte sich auf den Zaun.

    „ Na, was ist los?“, fragte sie munter. Der Igel erzählte den Traum.
    „ Natürlich ist die Erde eine Kugel“, rief die Schwalbe sofort, „wir Zugvögel ziehen doch mit dem Wind nach Süden in unser Winterquartier. Der Horizont ist immer nur die Grenze für unsere Augen. Während wir weiter fliegen, überqueren wir neue Wälder, Steppen und Felder. Wolken sehen an der Sichtgrenze aus als berührten sie die Berge. Kommen wir näher, sind sie hoch wie immer. Mit dem Regenbogen ist es ebenso, er berührt nur scheinbar Meer oder Land. Die Erde ist so groß, dass wir die Kugelform nicht bemerken.“

    Der Igel war sehr aufgeregt. Im Traum hatte er etwas Wichtiges entdeckt! Rasch lief er weg, um allen von seiner Entdeckung zu erzählen.

    Seit dieser Zeit rollen sich Igel oft zu einer Kugel, wenn sie Menschen oder Tiere treffen. Wir verstehen die Igelsprache nicht, so zeigen sie uns mit ihrem Körper wie die Erde ist:

    Ein wundervoller, kugeliger Stern im Weltall.“

    © Roswitha Gräfen-Pfeil

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