An die Freude

 

An die Freude

 

Must du, sagt ich zu der Freude,
Must du denn so flüchtig seyn?

 

 

Du entfliehst zu unserm Leide!
Holt man dich nur eben ein?

 

 

»Alles ist auf Erden nichtig,«
Sprach sie: »Es behielten mich,

 

 

Wär‘ ich minder rasch und flüchtig,
Traun! die himlischen für sich.«

 

Heinrich Christian Boie (1744-1806) deutscher Schriftsteller, Dichter und Herausgeber
Aus der Sammlung „Ausgewählte Gedichte“

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs

 

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Gute Frage

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Ob Zebras weiss, mit schwarzem Kragen,

ob eher schwarz, mit weisser Weste,

womöglich wäre es das beste,

die Streifentiere selbst zu fragen.

 

 

Brigitte Fuchs
Bei Nömix schon mal als ähnlichen Kommentar eingestellt.

 

 

Foto Brigitte Fuchs: Reklame-Tafel

 

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Sonnenuhr

Foto Brigitte Fuchs

 

Jeder Mensch ist eine Sonnenuhr, um welche ihr Schatten herumgeht.

 

 

József Eötvös (1813-1871) einer der führenden Schriftsteller und Politiker Ungarns, gründete nach dem Vorbild der Pariser École normale supérieure die Lehrerbildungsanstalt „Baron-József-Eötvös-Kollégium“

 

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Und ich sah…

Foto Brigitte Fuchs

 

… Und ich sah, wie er jeden Morgen bei Tagesanbruch vom Wipfel bis zum Fuss erwachte. Denn er war beladen mit Vögeln. Und sobald es dämmerte, begann er zu leben und zu singen. Wenn dann die Sonne aufgegangen war, liess er seine Schätze in den Himmel hinaus …

 

Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) französischer Pilot und Schriftsteller

 

 

 

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Die Mühlen

Fotos Brigitte Fuchs: Alte Mühle in Seengen beim Schloss Hallwil

 

 

Die vielen Mühlen gehen und treiben schwer.
Das Wasser fällt über die Räder her
Und die moosigen Speichen knarren im Wehr.

Und die Müller sitzen tagein, tagaus
Wie Maden weiss in dem Mühlenhaus.
Und schauen oben zum Dache hinaus.

Aber die hohen Pappeln stehn ohne Wind
Vor einer Sonne herbstlich und blind,
Die matt in die Himmel geschnitten sind.

 

Georg Heym (1887-1912) deutscher Schriftsteller und Lyriker

 

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(An zwei Freundinnen)

(…)

Und dazwischen mit Entzücken
Nach der Alb hinaufzublicken,
Deren burggekrönte Wände
Unser sonnig Talgelände,
Rebengrün und Wald und Wiesen
Streng mit dunkeln Schatten schließen!
Welche liebliche Magie,
Uns im Rücken, übten sie!

 

 

(…)

Wenn man nur an solcher Stätte
Zeit genug zum Schauen hätte!
Wißt ihr was? genießt ihr beiden
Gründlich diese Herrlichkeiten,
Auch für mich genießet sie!
Denn mich fickt‘ es allerdinge,
Wenn das rein verlorenginge.
Doch, den Zweck nicht zu verlieren,
Will ich jetzt auf allen vieren
Nach besagten Terebrateln
Noch ein Stückchen weiterkratteln;
Das ist auch wohl Poesie.

 

Eduard Mörike (1804-1875) deutscher Dichter
Auszüge aus dem Langgedicht „Der Petrefaktensammler“ (An zwei Freundinnen)

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs: Blick vom Harder (dem Hausberg von Interlaken) auf den Brienzersee, die Jungfrauregion und die Bergformation „Eiger, Mönch und Jungfrau“

 

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Antikmarkt

Fotos Brigitte Fuchs: Antikmarkt auf dem Brünigpass

 

Plunder, Krempel, Raritäten
in den besten Qualitäten,
Schätze aus der Kinderzeit,
Werte, Staub, Vergangenheit.
Einzelstücke, Schnick und Schnack,
gern die Katze auch im Sack,
Hüte, Schmuck und Siebensachen,
Zubehör zum Selbermachen.

Gegenstände aller Arten,
Statuen für Haus und Garten,
Hefte, Bücher im Regal,
Lesestoff samt Qual der Wahl.
Epik, Tragik, Fantasien,
Fabeln, Fakten, Utopien.
Weltgeschichte, Lebenslauf:
Alles steht hier zum Verkauf.

 

Brigitte Fuchs

 

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WÄHL-BAR

 

Foto und Wortwahl: Brigitte Fuchs

 

 

Nach den Wahlen

 

Es schreit nicht mehr in fetten Schriften

Das Für und Wider von der Wand.

So laßt uns alle Frieden stiften!

Ein jeder reiche seine Hand!

 

Zur Menschheit wird auf diesem Wege

Die heißentflammte Wählerschar;

Und wieder Nachbar und Kollege

Ist, wer noch gestern Schurke war.

 

 

Ludwig Thoma (1867-1921) deutscher Erzähler, Dramatiker und Lyriker
Aus : Ludwig Thoma, Gesammelte Werke in sechs Bänden, München 1968, Band 6, S. 632

 

 

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Beispiel und Nachahmung

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

In allen Lebenslagen hat das Beispiel einen erstaunlichen Einfluss auf uns: in der Kindheit vermag es alles. Die Kinder gefallen sich sehr in der Nachahmung.

 

François Fénelon (1651-1715) eigentlich François de Salinac de La Mothe-Fénelon, französischer Erzbischof und Schriftsteller

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

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Die Geiss, ich weiss…

Foto Brigitte Fuchs

 

Diese hübsche, weisse Geiss
könnte Mutter sein, ich weiss,
ungefähr von sieben Kindern
und sie könnte kaum verhindern,
dass ein Wolf mit grimmer Miene
aus dem nahen Wald erschiene
und zumindest sechs von sieben
ihrer hübschen, zarten, lieben
Geisslein frässe gleich am Hang.
Darum ist ihr ziemlich bang.

Doch sie würde wie im Märchen
kämpfen um ihr liebes Schärchen,
würd’ dem Wolf den Wanst aufschneiden
(schlafend müsste er nicht leiden),
dann die Geisslein lecken, lieben,
alle drei, vier, fünf, sechs, sieben.
Und der Wolf, den Bauch voll Steine,
käme nicht mehr auf die Beine…

Nur im Märchen, ach, ich weiss!
(Und das weiss wohl auch die Geiss.)

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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