Archiv der Kategorie: Texte
Wasser
Fotos Brigitte Fuchs
Wasser gibt nach, aber erobert alles. Wasser löscht Feuer aus oder, wenn es geschlagen zu werden droht, flieht es als Dampf und formt sich neu. Wasser spült weiche Erde fort oder, wenn es auf Felsen trifft, sucht es einen Weg, sie zu umgehen. Es befeuchtet die Atmosphäre, so dass der Wind zur Ruhe kommt. Wasser gibt Hindernissen nach, doch seine Demut täuscht, denn keine Macht kann verhindern, dass es seinem vorbestimmten Lauf zum Meer folgt. Wasser erobert durch Nachgeben; es greift nie an, aber gewinnt immer die letzte Schlacht.
Text von einem unbekannten Verfasser aus dem 11. Jahrhundert
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He Meister
Fotos Brigitte Fuchs
He Meister, ich habe grausame Langeweile und weiss gar nicht, was machen, und da habe ich gedacht, ich wolle etwas zur Gesellschaft. Aber ich weiss nur an einen Ort hin und weiss, wie es da geht, wie ich davon komme, das aber weiss ich nicht. Da dachte ich, es sei besser, daheim zu bleiben. Aber was soll ich daheim machen? Ins Bett mag ich nicht, im Stall ist es mir auch verleidet und ums Haus herum geht der Bisluft, es einem fast die Knöpfe ab den Kleidern nimmt, so dass es mich wegtreibt und gar nicht zu Hause dulden will. Meister, was soll ich machen?
Jeremias Gotthelf (1797-1854) Schweizer Pfarrer und Schriftsteller
Aus «Leiden und Freuden eines Schulmeisters»
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Dreikönigstag. Frage an die Kleinen:
Foto Brigitte Fuchs: gesehen durchs Fenster eines Kindergartens
Dazu – so denke ich mir – haben die Kindergarten- oder Primarschulkinder sehr gute und kreative Antworten,
wogegen wir Erwachsenen uns viel schwerer täten.
Zumal wir ja wissen, dass Königinnen und Könige auch nur begrenzten Einfluss aufs Weltgeschehen nehmen können.
Aber das Eine oder Andere liesse sich schon verbessern…
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So fängt Zukunft an
Foto und Collage Brigitte Fuchs
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Adventskalenderfenster IXX
Foto Brigitte Fuchs
19
Wer von innen durch ein offenes Fenster blickt, sieht niemals so viel wie derjenige, der ein geschlossenes Fenster betrachtet. Nichts ist tiefer, geheimnisvoller, reicher, dunkler, strahlender, als ein Fenster von einer Kerze beschienen. Was man an der Sonne sehen kann, ist immer weniger interessant, als was hinter einer solchen Glasscheibe geschieht; in dieser schwarzen oder leuchtenden Öffnung lebt das Leben, träumt das Leben, leidet das Leben.
(…)
Charles Baudelaire (1821-1867) französischer Schriftsteller und Lyriker
Anfangszeilen aus seinem Text „Die Fenster“
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Adventskalenderfenster X
Foto Brigitte Fuchs
10
Wer doch einmal die Geschichte des Fensters schrieb – dieses wunderlichen Rahmens unseres häuslichen Daseins, vielleicht sein eigentliches Mass, ein Fenster voll, immer wieder ein vollgeschöpftes Fenster, mehr haben wir nicht von der Welt; und wie bestimmt die Form unseres jeweiligen Fensters die Art unseres Gemüts: das Fenster des Gefangenen, die croiseé eines Palastes, die Schiffsluke, die Mansarde, die Fensterrose der Kathedrale –: sind das nicht ebensoviel Hoffnungen, Aussichten, Erhebungen und Zukünfte unseres Wesens?
Rainer Maria Rilke (1875-1926) österreichischer Lyriker deutscher und französischer Sprache
Aus „Briefe an Nanny Wunderly-Volkart“ (1919-1926)
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Adventskalenderfenster IX
Foto Brigitte Fuchs
9
Es gibt niemanden, den das Glück nicht mindestens einmal im Leben besucht. Aber wenn es ihn nicht bereit findet zum Empfang, kommt es zur Tür herein und geht zum Fenster hinaus.
Giuseppe Renato Imperiali (1651-1737) italienischer Theologe und Kardinal
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Adventskalenderfenster IV
Fotos Brigitte Fuchs: Fensterblicke von gestern, 3. Dezember (1. Adventssonntag)
4
Dichte immerhin, wer da mag und muss! Aber nur nicht so gar sentimental! Sonst fällt am Ende noch der Mond herunter und schlägt uns die Fensterscheiben ein. Das Ding wäre schon gut, aber — der Weltschmerz, der Weltschmerz!
Julie Eyth (1816-1904) deutsche Schriftstellerin
Aus ihrem Gedichtband: „Bilder ohne Rahmen“
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Adventskalenderfenster III
Foto Brigitte Fuchs
3
Ein Haus steht in der Finsternis.
Finsternis steht ringsum.
Ein Fenster leuchtet.
Einer sagt: Verzweiflung.
Einer sagt: Hoffnung.
Und eine Waage ist nicht zur Hand.
Nur Entscheidung.
Johannes Trojan (1837-1915) deutscher Humorist, Redakteur und Dichter
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Adventskalenderfenster I
Foto Brigitte Fuchs
1
Die Fenster unserer Herzen:
Machen wir sie auf
für das Licht,
für die Sonne am Tag
und für die Sterne in der Nacht.
Kommt Licht in unsere Augen,
dann kommt auch Licht in unser Herz.
Text von Unbekannt
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