Monatsarchive: April 2022

Die Farben meiner Gedanken

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Auf die Dauer nimmt meine Seele die Farben meiner Gedanken an.

 

 

Marc Aurel (121-180 n. Chr.) römischer Kaiser und Philosoph

 

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Was wollen mir vertraun die blauen Weiten

Fotos Brigitte Fuchs

 

Was wollen mir vertraun die blauen Weiten,
Des Landes Glanz, die Wirrung süsser Lieder,
Mir ist so wohl, so bang! Seid ihr es wieder
Der frommen Kindheit stille Blumenzeiten?

Wohl weiss ich’s – dieser Farben heimlich Spreiten
Deckt einer Jungfrau strahlend reine Glieder;
Es wogt der grosse Schleier auf und nieder,
Sie schlummert drunten fort seit Ewigkeiten.

Mir ist in solchen linden, blauen Tagen,
Als müssten alle Farben auferstehen,
Aus blauer Fern sie endlich zu mir gehen.

So wart ich still, schau in den Frühling milde,
Das ganze Herz weint nach dem süssen Bilde,
Vor Freud, vor Schmerz? – ich weiss es nicht zu sagen.

 

Joseph von Eichendorff (1788-1857) deutscher Dichter

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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Kröten schlucken

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Wer den Teich aussaufen will, muss auch Kröten schlucken.

 

 

Weisheit aus Nordrhein-Westfalen

 

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Verflogene Sehnsucht

Foto Brigitte Fuchs

 

Die Frühlingsnacht naht lind und lau
Durch träumende Gelände.
Wie süsser Atem einer Frau
So lösungsmild, so zart, so lau
Sind ihre weichen Hände.

Die tragen Deine Sehnsucht fort,
Du fühlst sie Dir entschwinden …
Nun weisst Du nicht ihr Ziel und Wort,
Suchst Deine Sehnsucht fort und fort
Und kannst sie nimmer finden …

 

Stefan Zweig (1881-1942) österreichischer Schriftsteller

 

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Wie von Zauberhand…

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Wie von Zauberhand

richten sich die Blümchen auf

nach dem letzten Schnee

 

 

Brigitte Fuchs

 

 

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Fenster

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Wenn Birkenblätter wie goldner Schaum
wirbeln auf welkenden Matten,
spinn unter Dach deinen friedlichen Traum
in Mitternachts Wolkenschatten.

Wenn der Wind an deinem Fenster erscheint,
ein schneebleicher Freiersmann,
träume, dass er es gut mit dir meint
und dir nichts anhaben kann.

Träume vom spielenden Sonnenstaub,
dem heiteren, sonnenwarmen,
und dass du, umhegt von grünem Laub,
geschlafen in meinen Armen.

 

 

Erik Axel Karlfeldt (1864-1931) schwedischer Lyriker und Sekretär der Schwedischen Akademie, Nobelpreisträger für Literatur 1931 (posthum)
Gedicht mit der Überschrift „Serenade“

 

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Zeitzeugnisse

Foto Brigitte Fuchs: Riegelhaus in Langenthal, im Verwaltungskreis Oberaargau des Kantons Bern

 

An diesem alten Wohnhaus in Langenthal/BE kann man auf dem breiten Querbalken folgende Botschaft lesen.

 

„Hier fand vom Jahre 1871 an FERDINAND HODLER bei seinem Onkel Neukomm die zweite Heimat und den Weg zur Künstlerschaft.“

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Tatsächlich finden sich im Werk Ferdinand Hodlers Bilddokumente, die den Onkel Neukomm bei der Arbeit als Schuhmacher zeigen.
Nach dem frühen Tod von Hodlers Mutter im Jahr 1867 nahm ihr einziger Bruder Friedrich Neukomm (1834-1895) die Kinder seiner Schwester bei sich auf und wurde zu einer Art Vaterfigur. „Onkel Neukomm“ war nach Aussage von Ferdinand Hodler ein gescheiter, lebhafter, fröhlicher und vor allen Dingen äusserst gutherziger Mann sowie ein vorzüglicher Jodler. Die Bildnisse zeugen von Hodlers Dankbarkeit und seinem Respekt gegenüber seinem Onkel.

 

Abbildungen einiger Werke von Ferdinand Hodler aus dem Internet, entstanden um 1875

 

 

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Wintereinbruch

Fotos Brigitte Fuchs

 

Trüb sucht mein Blick: wann wird sie wieder blühn?
Die harte Erde lässt mit kaltem Schweigen
die Wipfel in den klaren Himmel zeigen
um die verschneite Bank im Wald,
auf der du einst ein Frühlingsglück umarmtest;
nun spriesst Reif an den starren Zweigen.
Dann willst du weitergehn den alten Gang,
da schluchzt ein Vogelherz, du weisst nicht wo,
die Stille klingt ihm nach: sie blüht, sie blüht!
Lichtblüten glitzern über allen Steigen!

 

Richard Dehmel (1863-1920) deutscher Dichter und Schriftsteller
Gedicht mit der Überschrift „Lied im Winter“

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

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Dass die Welt…

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Dass die Welt weit ist, sagt man so; die Welt ist nicht geräumiger als die Köpfe, die sie in sich fassen, und die Köpfe sind zumeist enge Nester für selbstbehaglich schmorende Gedanken.

 

 

Ernst Barlach (1870-1938) deutscher expressionistischer Maler, Graphiker, Dichter und Dramatiker

 

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April

Fotos Brigitte Fuchs

 

Bald ein rauhes kaltes Rauschen,
Dass der dunkle Forst erkracht;
Bald ein Flüstern, Kosen, Lauschen,
Wie die stillste Frühlingsnacht.

Bald der Himmel, bald die Sonne,
Bald die Wolken, bald der Schnee –
Wie der Liebe erste Wonne,
Wie der Liebe erstes Weh.

Bald das Jauchzen, bald die Trauer
In der aufgeregten Brust —
Und noch halb in Winterschauer,
Und schon halb in Frühlingslust.

Bald ein ungestümes Ringen,
Bald ein Frieden sonntagsstill —
O, was wirst Du mir noch bringen
Schöner, stürmischer April?

 

Julius Rodenberg (1831-1914) deutscher Journalist und Schriftsteller
Aus „Die Jahreszeiten“

 

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